Verena Seibt und Clea Stracke

Pauline

Verena Seibt und Clea Stracke

1980, Dachau / 1982, Berlin-Tempelhof
STIPENDIUM 2013

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Als einmalige Ausnahme wurde das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2013 an zwei Künstlerinnen, Verena Seibt und Clea Stracke, vergeben.

Begründung der Jury
Verena Seibt und Clea Stracke (beide in Köln lebend) arbeiten 2006-2016 als Künstlerinnenduo zusammen. Ihre künstlerische Forschung setzt an realen (städtischen, sozialen, architektonischen oder institutionellen) Räumen an und bringt – auf durchaus humorvoll ironische Weise – die verschütteten Wahrheiten dieser Räume zum Vorschein. Ihre Videoinstallation Und das Schiff fährt, die sie 2009 zum Studienabschluss präsentierten, setzt sich mit der Architektur des Kunstakademiegebäudes von Coop Himmelb(l)au sowie mit dem Lehrbetrieb und dem „Wesen des Künstlers“ auseinander. Im Video verwandelt sich das Gebäude der Münchner Kunstakademie durch die Verfremdungstechnik des Mediums Film in ein dem Wellengang ausgeliefertes Schiff auf hoher See: „Die reale Fassade wird zur fiktiven Kulisse umgedeutet – und verweist in der Metapher des auf hoher See schwankenden Schiffs auf die höchst realen internen Strukturen der Akademie“, so die Künstlerinnen. Ihr Projektvorschlag Weil ich dich nicht mehr liebe wird verschiedene Trennungsprozesse auf dem Recycling- bzw. Wertstoffhof untersuchen. Das Video will dabei – durch dramatische Überhöhung tragischer Abschiedsmomente – den Blick auf einen alltäglichen Ort verändern.

Verena Seibt (*1980 in Dachau) und Clea Stracke (*1982 in Berlin-Tempelhof) studierten 2001 – 2008 an der Akademie der Bildenden Künste in München und arbeiteten bis 2016 als Künstlerinnenduo zusammen. In ihren subtilen Manövern schaffen die beiden imaginäre Räume, indem sie tastend, staunend, sezierend in echte Orte eindringen und dabei ihre Fundstücke auf dem schmalen Grat zwischen Fiktion und Realität ausbalancieren. Film und Installation sind die zentralen Medien der Künstlerinnen um raumgreifende Szenarien zu erschaffen.

Informationen zu den Künstlerinnen auf ihrer Website
weitere Informationen hier und hier

Ani Schulze

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Ani Schulze

1982, Frankenberg
STIPENDIUM 2022

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2022/23 geht an Ani Schulze.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Heike Ander (Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin, Kunsthochschule für Medien Köln), Dr. Linnea Semmerling (Direktorin Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute, Düsseldorf) und Julia Weißenberg (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2020, Köln). Die Jury hat die Stipendiatinnen aus 62 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Ani Schulze arbeitet unter anderem mit den Medien Video, Zeichnung und Skulptur, die sie zu multimedialen räumlichen Landschaften zusammenfügt. Intensive Klänge und drängende Rhythmen verleihen ihren surrealen, fragmentarischen Bildwelten einen unausweichlichen Sog. Die Themen, die Ani Schulze dabei beschäftigen, reichen von nichtlinearen Erzählstrategien über die Verflechtungen von Natur- und Kulturlandschaften bis hin zu Stofflichkeit und Digitalität in der Bildgestaltung.

In ihrem Projektvorhaben The Hurricane widmet Ani Schulze sich der fiktionalen Utopie einer radikalen, frei von patriarchalen Zwängen lebenden weiblichen Gemeinschaft aus dem 17. Jahrhundert. Diese will die Künstlerin mit dem Leben und Werk – Skulpturen, Figurinen, Kostümentwürfen, Aquarellen, Zeichnungen – von drei französischen Künstlerinnen des 20. Jahrhunderts verknüpfen, um in der Verschränkung von mythischen mit realen Frauenfiguren hybride Charaktere entstehen zu lassen, die sie in Kooperation mit zwei Tänzer*innen in einem spekulativen, abstrakt-räumlichen Szenario inszeniert. Mit Unterstützung von computergenerierten Animationen sollen sich die Grenzen zwischen den historischen Figuren und ihren Performerinnen, realen und fiktiven Räumen, historische Fakten und Anekdoten auflösen.

Ani Schulze überzeugte die Jury mit ihren dichten, collageartigen multimedialen Rauminstallationen, in denen sie mit einem außerordentlichen Gespür für Rhythmus und Dramaturgie verschiedenste Medien und Materialien – wie z.B. Video, Zeichnung, Skulptur, Keramik, Sound, Found Footage – zu komplexen, surreal anmutenden Erzählungen und ambivalenten Gefühlsbildern unserer Gesellschaft verwebt.

Wir freuen uns, 2022/23 mit The Hurricane von Ani Schulze ein Projektvorhaben mit dem NRW Stipendium für Medienkünstlerinnen unterstützen zu können, das vor dem Hintergrund virulenter Fragen des Zusammenlebens, der Geschichtsschreibung und der Konstruktionen von Weiblichkeit Perspektiven für neue Möglichkeitsräume und Realitäten schaffen will.

Ani Schulze (*1982) arbeitet mit Video, Skulptur, Malerei und multimedialen Rauminstallationen. Sie studierte an der Städelschule in Frankfurt, an der Glasgow School of Arts sowie an den Kunstakademien Düsseldorf und Karlsruhe. Ihre Praxis untersucht die Beziehung zwischen menschlichem Körper und seiner Umwelt und die Konstruktion von Weiblichkeit. Jüngst waren ihre Arbeiten in der Hamburger Kunsthalle, im Kunstverein Siegen, im Salzburger Kunstverein und im I: Project Space in Beijing zu sehen.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Portraitfoto: © Jorge Nogueira;
Installationsansicht: © Simon Vogel, Ani Schulze, Flint House Lizard, Kunstverein Siegen, 2021; Video still: © Ani Schulze, Suffusion of Yellow, 4K Video, mit Sound, 10 min, 2021

Anja Kreysing

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Anja Kreysing

1967, Hamm
STIPENDIUM 2002

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2002 wurde an Anja Kreysing vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin, HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Iris Dressler (ehem. Direktorin HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund) und Vanessa Joan Müller (ehem. Kuratorin, Frankfurter Kunstverein, Frankfurt am Main).

Begründung der Jury
Mit den neuen Technologien haben sich unsere Vorstellungen sowie die „Realitäten“ von Raum, Architektur und Wohnen wesentlich verschoben. So ist bereits der Alltag von vielfachen Überlagerungen zwischen physischen Wirklichkeiten und den Wirklichkeiten der „Codes“ geprägt. Mobilität und Fluktuation, Datenflüsse und Hypertexturen, das Instabile und Liquide, Deterritorialisierung und Nicht-Orte sind nur einige der Schlüsselbegriffe, um welche die aktuellen Diskurse über neue Technologien, Architektur und Urbanität kreisen. Utopien und Dystopien werden dabei gleichermaßen entworfen.
Mit dem Projekt AudioArchitekt. reality dub untersucht Anja Kreysing öffentliche und private Räume verschiedener Städte nach ihren je spezifischen „akustischen Abbildern“. Die Geräusche von öffentlichen Gebäuden, Plätzen und Privaträumen sollen auf einer Audio-CD aufgenommen und dann in Form einer „pocketarchitecture“, das heißt eines technischen Gerätes, dass den audiografierten Ort mobilisiert, an die jeweils anderen „Hörplätze“ verschoben werden.
Das Konzept überzeugte durch seinen originellen Ansatz der akustischen De/Mobilisierung von Architekturen, Räumen und Orten. Positiv bewertet wurde außerdem, dass das Projekt auf vielfältige künstlerische Materialien, Techniken und Handlungen zurückgreift: Es verbindet Audiomaterial, Objekte, Kommunikations-Design, Low- und High-Technologien mit performativen Ansätzen.
Die Arbeit wurde 2003 vom HMKV Hartware MedienKunstVerein parallel zur Ausstellung „games“ in der PHOENIX Halle in Dortmund gezeigt. 
Die Jury hat darüber hinaus zwei lobende Erwähnungen ausgesprochen: Zum einen für Michaela Schweiger und ihr Projekt Multipl(a)y by(e), dass sich mit der Struktur und Architektur von so genannten „Cyberstädten“ auseinandersetzt. Zum anderen für Susanne Brügger und ihr Projekt Das Inselproblem, das sich mit der Kartografierbarkeit öffentlicher Räume beschäftigt.

Anja Kreysing (*1967 in Hamm) lebt in Münster. Sie studierte Experimentalfilm und Klangkunst bei Lutz Mommartz (Meisterschülerin); Improvisierte Musik u.A. bei Malcolm Goldstein; Certified Deep Listening Practitioner nach Pauline Oliveros. Live-Soundtracks für Film, Theater, Performance; Elektroakustische Environments / Klanginstallationen; improvisierte Musik mit Akkordeon und Elektronik in der Tradition von Experimental/Noise & Folklore Imaginaire, Kuratorin bei „schwarz-weiss ist die bessere farbe“, Label für Filmkonzerte und a/v Kunst.

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Philine Sollmann

Philine Sollmann

1978, ulm
STIPENDIUM 2004

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2004 wurde an Philine Sollmann vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Kathrin Becker (ehem. Leitung Videoforum/NBK, Berlin), Iris Dressler (ehem. Direktorin HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund) und Bettina Lockemann (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2001).

Begründung der Jury
Mit der Stipenidumvergabe fördert die Jury eine junge, viel versprechende Nachwuchskünstlerin aus NRW. Philine Sollmann untersucht in ihrem Projekt urbane „Nicht-Orte“.

Philine Sollmann (*1978 in Ulm) lebt und arbeitet in Berlin und Dessau. Sie studierte an der HBK Saar, Saarbrücken, bei Prof. Ulrike Rosenbach. Sie erhielt 2001/2002 ein Erasmus-Stipendium für die Escola Massana in Barcelona und hat ihr Studium mit Auszeichnung bestanden. Seit 2001 beteiligt sie sich mit Multimediainstallationen an Ausstellungen im In- und Ausland.

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Rosa Barba

Rosa Barba

1972, agrigent
STIPENDIUM 2005

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2005 wurde an Rosa Barba vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Kathrin Becker (ehem. Leitung Videoforum/NBK, Berlin), Iris Dressler (ehem. Direktorin HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund) und Bettina Lockemann (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2001).

Begründung der Jury
Rosa Barba setzt sich in ihrem Projekt mit den Schnittstellen zwischen Musikvideo, Experimentalfilm und Installation auseinander. Mit der Vergabe des Stipendiums würdigt die Jury eine international erfolgreiche Medienkünstlerin aus NRW.

Rosa Barba (*1972 in Agrigent, Italien) lebt in Köln. Sie studierte in Erlangen und an der Kunsthochschule für Medien, Köln. Ihre Videoarbeiten und Filminstallationen wurden bereits in zahlreichen renommierten Ausstellungshäusern gezeigt. Dazu gehören die Kunsthalle Düsseldorf, das Museum of Fine Arts in Taipeh, die Kunsthalle Budapest, das Museum Ludwig und die Kunsthalle Köln. Außerdem nahm sie an zahlreichen internationalen Film- und Medienkunstfestivals teil.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Rena Tangens

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Rena Tangens

1960, bielefeld
STIPENDIUM 2007

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2007 wurde an Rena Tangens vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Cornelia Sollfrank (Künstlerin, Hamburg/Celle) und Rosa Barba (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2005).

Begründung der Jury
Ausgehend von der Feststellung Lev Manovichs, dass der „(medial) erweiterte Raum überwachter Raum“ ist („Augmented space is monitored space“) wird Rena Tangens sich in ihrem Projekt Citizens need parks, netizens need privacy mit den Auswirkungen realer bzw. erwarteter Überwachung auf das menschliche Verhalten auseinandersetzen und technische, politische, aber auch künstlerische Handlungsmöglichkeiten gegen den oft als unausweichlich empfundenen Verlust der informationellen Selbstbestimmung aufzeigen. Ihr Kunstbegriff ist dabei ein erweiterter, der den Beuysschen Begriff der „Sozialen Plastik“ in den medialen Raum ausdehnt und so eine dezidiert politische Form der „relationalen Ästhetik“ skizziert. Tangens’ Projekt, das sich explizit auf Frederick Law Olmsted bezieht, will dazu anregen, die sozialen, gesellschaftlichen und politischen Prozesse, die im „Augmented Space“ stattfinden, in einem ästhetischen Rahmen zu reflektieren und kritisch zu begleiten.

Rena Tangens (*1960 in Bielefeld) ist Künstlerin, Publizistin, Netzpionierin und Mitbegründerin des Bielefelder Digitalcourage e.V. 1984 gründete sie gemeinsam mit ihrem Kollegen padeluun das Kunstprojekt Art d’Ameublement. Seit 2000 recherchiert und organisiert sie die jährlichen deutschen BigBrotherAwards (die „Oscars für Datenkraken“). Rena Tangens prägte 2001 das Wort „Datenkrake“, das inzwischen in den allgemeinen Sprachgebrauch eingegangen ist. 2004 erhielt sie gemeinsam mit padeluun den Kunstpreis „Evolutionäre Zellen“, 2008 die Theodor-Heuss-Medaille für ihr Engagement für die Bürgerrechte, 2014 den taz-Panterpreis für „Helden des Alltags“, 2015 den Preis „Persönlichkeit des Verbraucherschutzes“ der Deutschen Stiftung Verbraucherschutz, 2016 den Bielefelder Frauenpreis und 2018 die Ehrennadel der Stadt Bielefeld.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Agnes Meyer-Brandis

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Agnes Meyer-Brandis

1973, aachen
STIPENDIUM 2009

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2009 wurde an Agnes Meyer-Brandis vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Susanne Ackers (ehem. Geschäftsführerin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Annette Schindler (ehem. Direktorin des plug.in, Basel) und Sabine Himmelsbach (ehem. Direktorin des Edith-Ruß-Haus, Oldenburg).

Begründung der Jury
„Die Unbekannten Theorie-Objekte, sogenannte UTO’s, sind zufällige Verdichtungen des theoretischen Feldes. … UTO’s sind Kristallkugeln, in denen das vage Licht eines noch nicht existierenden Theorems auftaucht.“
Dies schrieb 1993 die Agentur Bilwet aus Amsterdam, die sich die Verbreitung illegaler Wissenschaften zum Ziel gesetzt hat. Mit diesen illegalen Wissenschaften wird häufig so etwas verbunden wie Zukunftsforschung im allgemeinen oder Trendforschung im speziellen.
Das eingereichte Projekt trägt den Titel The Moon Goose Experiment / a bio-poetic investigation. Die bereits vorhandenen Materialien sind Beobachtungen von Verhalten und Reaktion der Mondgans unter dem Einfluss der totalen Sonnenfinsternis in Sibirien, 2008, die die Künstlerin während einer Sibirienexpedition nach Novosibirsk sammelte. Vergleichbar dem klassischen Verhalten von Zugvögeln migrieren die Mondgänse von der Erde zum Mond und zurück. Die Forscherin Agnes Meyer-Brandis untersucht die Frage: Welche Störung oder Veränderung bewirkt die Sonnenfinsternis auf die Flugrouten, den Flugrhythmus und das Verhalten der Mondgänse? 
Agnes Meyer-Brandis setzt Technologie als pseudowissenschaftliches Instrument ein. Sie bedient sich dieses wissenschaftlichen Instrumentariums und setzt es ästhetisch künstlerisch um, indem sie imaginäre Welten konstruiert und erschließt. Die künstlerisch starke Position, die mit diesem Projekt gefördert wird, verknüpft biologische Vorgänge mit technologisch-wissenschaftlichen Mitteln in einer performativ geprägten Form. Die poetische Investigation von Wissenschaft leistet einen klugen und komplexen Beitrag zum großen Thema „Wissenschaft und Kunst“. 
Die Ergebnisse der Residenz wurden 2009 im HMKV Hartware MedienKunstVerein präsentiert.

Agnes Meyer-Brandis (*1973 in Aachen) ist wohnhaft in Köln. Mit ihrem Gesamtkonzept Forschungsfloß für Unterirdische Riffologie u. V. / www.ffur.de entwickelte sie eine eigene Sprache und definiert ihre Rolle sehr präzise als die einer Poetik-Forscherin. In unterschiedlichen Ortsbezügen und Forschungsreisen erhält ihre künstlerische Sprache immer wieder neues Vokabular.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Marianna Christofides

Marianna Christofides

1980, Nikosia
STIPENDIUM 2014

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2014 wurde an Marianna Christofides vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Thomas Thiel (ehem. Direktor des Kunstverein Bielefeld) und Denise Ritter (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2012) und. Die Jury hat die Stipendiatinnen aus 55 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Die künstlerische Praxis der zypriotischen, in Köln lebenden Medienkünstlerin Marianna Christofides umfasst Multimediainstallationen, Diaprojektionen, Objekte, Fotografien und Texte. Den thematischen Ausgangspunkt ihrer medienübergreifenden Arbeiten bilden häufig Reiseerlebnisse, spezifische Orte oder persönliche Geschichten. Archivarisches Material wie alte Glasdias, Foto- und Kartografien, Text, Film- und Tonmaterial unterzieht sie einer künstlerischen Transformation und kombiniert diese in räumlichen Installationen mit eigenen Bildern und Objekten. So fließen in ihren Werken häufig zeitliche, geografische und thematische Erzählstränge ganz bewusst zusammen. In Verbindung von Vergangenheit und Gegenwart, unter Verwendung transdisziplinärer Informationen und dokumentarischer Methoden entwickelt Christofides eigene, atmosphärische Topografien und fiktive Bildräume.
All ihre Projekte sind geprägt von einem Prozess der Annäherung an das Material und die eigene Recherche, der berechtigte Zweifel an der festgeschriebenen Wirklichkeit von Gegenständen, Orten und Landschaften erkennen lässt. Im Mittelpunkt ihrer aktuellen Videoarbeit Here let me stand (2013, HD Video mit Ton |4:3| 29’42“ loop) steht beispielsweise ein umfangreicher Foliant von 1881 mit dem Titel Cyprus Antiquities – Excavated by Major Alexander Palma di Cesnola aus den National Archives of London. Christofides vereint die detailreichen Bilder archäologischer Funde, ihre chronologisch wie topographisch subjektive Klassifizierung zu einer langsamen, poetischen Kamerafahrt. Für l’histoire d’histoire d’une histoire (Installation, 2012) wurden zusammenhanglos gesammelte Laterna-Magica-Glasdias digitalisiert, teilweise bearbeitet und zu einer fiktiven Filmgeschichte in 200 Standbildern verdichtet.
Die Jury überzeugte Christofides‘ vielschichtiges Werk und ihr Projektvorschlag, in dem sich – ausgehend von einem bereits geplanten Aufenthalt – die Auseinandersetzung mit der Oberflächenprägung der Landschaft um Los Angeles fortsetzen wird und dort sozioökonomische, geologische und architekturhistorische Spuren der Zeitgeschichte verfolgt. Mit den Mitteln filmischer Montage wird die Künstlerin ein aktuelles Landschaftsbild, bestehend aus verschiedenen medialen, zeitlichen und disziplinären Quellen, zeichnen.

Marianna Christofides (*1980 in Nikosia, Zypern) lebt und arbeitet in Köln. 2011 vertrat die Künstlerin Zypern bei der 54. Biennale in Venedig. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, darunter Stipendien der Stiftung Kunstfonds, Künstlerhaus Schloss Balmoral, Alexander S. Onassis Stiftung, Kölnischer Kunstverein und Imhoff Stiftung und war nominiert für den 8. Deste Preis in Athen. Derzeit ist sie Stipendiatin der Villa Aurora, Los Angeles. Jüngste Ausstellungen ihrer Werke fanden statt im National Museum of Contemporary Art (Athen), Gasworks (London), Kölnischer Kunstverein, Museum für Fotografie (Braunschweig), Museum für Gegenwartskunst Siegen, Kunsthalle Bremen und BOZAR Palais des Beaux-­Arts (Brüssel).

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Ilona Johanna Plattner

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Ilona Johanna Plattner

1961, Dachau
STIPENDIUM 2000

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2000 wurde an Ilona Johanna Plattner vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Iris Dressler (Gründerin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Christine Meierhofer (Kunsthistorikerin, Berlin) und Dr. Friederike Wappler (Dozentin am Kunsthistorischen Institut, Ruhr-Universität Bochum).

Begründung der Jury

Das erste Stipendium des Landes NRW für eine Medienkünstlerin aus NRW wurde an Ilona Johanna Plattner vergeben, die sich mit ihrem Konzept für www.dieMystikerin.de bewarb: einem Netzkunstprojekt, das den Status des Realen, Fiktiven und Virtuellen befragt. www.dieMystikerin.de wurde im Rahmen der Ausstellung Chiffren + Legenden (März/April 2001) in erweiterter Form (Installation Stellen im Hirn und andersWo) vorgestellt. Parallel dazu wurde die Website der Mystikerin auf dem internationalen Filmfestival „femme totale“ präsentiert. 

Stellen im Hirn und andersWo, Rauminstallation, 2001:
Ausgehend von der etymologischen Bedeutung der Stelle als „äußerstes Ende“, stellt Stellen im Hirn und andersWo die Frage nach der Wirklichkeit, nach ihrer Konstitution und Konstruktion und nach ihren Medien. Wo ist das äußerste Ende, das Unvorstellbare, dort wo das Nichts beginnt? Jede Stelle befasst sich mit einem anderen Themenkreis und/oder anderen Medien, der Handhabung und Bedeutungsgebung von Wahrnehmungskontexten. An verschiedenen Orten zu verschiedenen Zeiten werden verschiedene Stellen kombiniert und variiert. dieMystikerin als Schaltstelle und Keimzelle stellt die Frage nach dem was eine Person ist, was eine Person ausmacht in Bezug zu Kommunikationsmedien, die keine körperliche Anwesenheit erfordern. Der materielle Träger ist jeweils ein anderer, er beeinflusst und bestimmt das wahr zu nehmende. Die Stellen variieren in Form und Inhalt, in Bild und Text, in real und fiktiv, in konkret und virtuell, in Leben und Tod; musikalische Strukturen von Wiederholung und Abwandlung. (Ilona Johanna Plattner)

www.dieMystikerin.de, Netzkunstprojekt, seit 2000, produziert im Rahmen des Stipendiums des Landes NRW für Medienkünstlerinnen aus NRW:
Alles beginnt mit einer Tablette. Der Spalt lässt ein Produkt erkennen, doch darin befindet sich nicht der Stoff zur Erlösung vom Kopfschmerz, sondern vielmehr der Schriftzug, welcher diese Netzkunst-Arbeit tituliert: Die Mystikerin. Die Domain der „Mystikerin“ existiert seit Mai 2000. Seitdem nimmt die Arbeit immer neue Gestalten an. Sie ist zentraler Bestandteil eines Kernwerks („Stellen im Hirn und andersWo“) der Künstlerin Ilona Johanna Plattner.
Die „Mystikerin“ ist als offline-Werk nicht denkbar, denn sie rechnet mit dem Abonnement des Surfers und spiegelt dies durch ihre dem Web angemessene Struktur und die entsprechende Form. Der Gebrauch von schlichten Codierungen, die immer auch für den nicht allzu geübten Laien nachvollziehbar bleiben, verweist auf die Geschichte des HTTP-Protokolls und von HTML als System zur Textübermittlung und Seitenbeschreibung aus einer Zeit vor der Multimedialität. Das Werk baut nicht auf Abgeschlossenheit, ist aber auch nicht performativ im eigentlichen Sinne. Jedoch verhandelt es Zustände, die sich in der Regel um den Begriff der Virtualität, der Sprache, der KünstlerIn ranken. Insofern ist es dem Medium Internet angemessen. Nicht jedes Update ist eine Erweiterung. Manchmal sind es die kleinen Änderungen wie Streichungen, die zu einer Irritation des Besuchers führen.
Zentral ist die selbst beschreibende Komponente und die Frage nach der Identität im Zeitalter der Digitalität. Das Internet verhandelt auf vielfache Weise seit seiner Popularisierung den Begriff Identität dekonstruktiv. Das Transgendering in Chatrooms (aber auch schon in Text basierten Adventures) beispielsweise erlaubte in einem Echtzeit-Kommunikations-Regelwerk, dass sich sowohl Name als auch Geschlecht oder Gattung nach Belieben unter gesetzten Bedingungen verändern ließen. Man konnte dabei auf das Verständnis der jeweiligen Community rechnen. Doch was das Theoretisieren über solche Phänomene weitgehend außer Acht ließ, war die körperliche Verfasstheit, was zu exorbitanten Theorieblasen führte, welche in extremen Positionen den Menschen bereits in ein Nirwana aus Null und Eins lozierten.
Der Begriff der Mystikerin fungiert in Ilona Johanna Plattners Arbeit mehr als nur als Metapher. Mit der Verkoppelung eines uralten religiös-intellektuellen Phänomens und der Hinterfragung von Identitätsbehauptungen in unserer Zeit, formuliert Plattner eine Kritik an der technokratischen Einstellung zum Netz. Gleichermaßen hinterfragt die Arbeit aber intensiv die Vernetzung von Identität mit dem Begriff der KünstlerIn und spielt dies anhand von autobiografischen Details durch, welche aber durch das Medium streng genommen fiktionalisiert werden. Um die Reichweiten zu verdeutlichen, produziert Plattner immer wieder auch lokale Installationen ihrer Arbeit, exzerpiert Bilder, Textfragmente und setzt diese zu komplexen selbstbezüglichen Settings zusammen, die auf Umwegen die Literarizität des Internet entlarven. Dabei entspricht die Modularität im Realraum gleichermaßen der Arbeit im Internet.
Insofern ist www.dieMystikerin.de sowohl Zentrum als auch Peripherie einer ins Rotieren geratenen Vorstellung von Identität, Sprache und Bedeutung. (Matthias Weiß)

Anmerkung: Die Website www.dieMystikerin.de ist seit Mitte 2018 eingestellt. Im „Internet Archive“ lässt sich die letzte Version nachlesen.

Ilona Johanna Plattner (*1961 in Dachau): Kunst schaffen ist ein Befreiungsakt. Ich löse mich von den Zuschreibungen, der Moral und den bestehenden Ansichten. Ich seziere und werte um. Kunst ist wie eine Geburt. Um geboren zu werden braucht es Zeit und Geduld und Können und Übung. Dann, wenn die Kunst geboren ist, wenn sie sich ausbreitet, kann sie erschüttern, trösten und Rebellionen auslösen. Die Macht der Kunst ist eine oft unterschätzte. Sie wirkt im Untergrund, im nicht Gewussten und sie wirkt auf unvorhersehbare Weise.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Bettina Lockemann

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Bettina Lockemann

1971, Berlin
STIPENDIUM 2001

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Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2001 wurde an Bettina Lockemann vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Iris Dressler (ehem. Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Sophie Delvallée (Künstlerin, Avignon) und Ute Vorkoeper (Kuratorin, Hamburg).

Begründung der Jury
Das Stipendium 2001 des Landes NRW für eine Medienkünstlerin aus NRW erhielt die Künstlerin Bettina Lockemann für ihr Konzept Was habe ich eigentlich mit der Raumfahrt zu tun? Archiv der Gegenwart (Arbeitstitel). Das Projekt setzt an den vielschichtigen Überlagerungen zwischen öffentlichen und privaten Ereignissen/Erinnerungen an. Die Arbeiten Border Patrol und Position I und II von Bettina Lockemann, die im Rahmen ihres Stipediumsprojekts erarbeitet wurden, waren Teil einer internationalen Gruppenausstellung nicht weit von der wirklichkeit entfernt im Herbst 2002 im HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund. 

Bettina Lockemann (*1971 in Berlin) ist Künstlerin und Wissenschaftlerin mit dem Schwerpunkt künstlerische Dokumentarfotografie. Nach einer Lehre zur Fotografin in Berlin studierte sie künstlerische Fotografie und Medienkunst in Leipzig und promovierte in Kunstgeschichte in Stuttgart. Sie war fünf Jahre lang Professorin für Praxis und Theorie der Fotografie an der HBK Braunschweig. Sie erhielt zahlreiche Förderungen und präsentiert ihre Arbeiten in Ausstellungen, Vorträgen, Fotobüchern und Texten. Sie lebt in Köln.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Aurelia Mihai

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Aurelia Mihai

1968, Bukarest
STIPENDIUM 2003

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2003 wurde an Aurelia Mihai vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Iris Dressler (ehem. Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Diana Ebster (ehem. Kuratorin im lothringer 13/spiegel, München) und Anja Kreysing (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2002). Die Jury hat die Stipendiatin aus 53 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Aurelia Mihais Projekt Tal der Träumer setzt an einer Auseinandersetzung mit der Geschichtskultur in den USA an. Ziel ist eine auf zwei Räume bezogene Installation, die zum einen die Ästhetiken und Sprachen der wissenschaftlichen Ausstellung sowie zum anderen des wissenschaftlich-dokumentarischen Filmes aufgreift. Kalifornien und Nevada werden zum paradoxen Austragungsort ägyptologischer Forschung und Ausgrabungen. Gegenstand der Forschung sind dabei detailgetreue Imitationen des Tutanchamun Grabes oder der Sphinx, wie sie in der Spielermetropole Las Vegas zu finden sind, sowie Film-Sets aus der Hollywood Industrie. 
Die Inszenierung einer fiktiven und „gefakten“ Altertumsforschung wird dabei von der Realität eingeholt: So wurde das Film-Set von Cecil B. De Milles Monumentarfilm Die Zehn Gebote (1923) – d.h. die Kulisse einer 30 Meter langen Tempelarchitektur – nach Ende der Dreharbeiten im Sand der Dünen von Santa Maria vergraben. Vor 10 Jahren wurden Überreste dieser Kulissen gefunden und von Archäologen untersucht. Das Filmset wurde jedoch bisher nicht gehoben. Die Jury überzeugte die sorgfältigen Vorrecherchen, der konzeptionelle Ansatz sowie die geplante Umsetzung und Präsentation des Projektes. Ausschlaggebend waren darüber hinaus die komplexen Ebenen zwischen Dokumentation, Fiktion, Wissenschaft und Illusionismus, die das Projekt Tal der Träumer einander gegenüber stellt.

Lobend erwähnt wurden darüber hinaus die eingereichten Projekte von Christine Erhard (Düsseldorf) und Monika Pirch (Düsseldorf).

Aurelia Mihai (*1968 in Bukarest, Rumänien) studierte an der Kunstakademie Bukarest, Kunstakademie Düsseldorf und an der KHM Köln. Seit 2009 lehrt sie an der HBK Braunschweig. Preise und Stipendien u.a.: E-STAR-Stipendium IEA N.Y., Stipendium der Villa Aurora, L.A., EMARE-Stipendium, HTBA Hull, Förderpreis für Bildende Kunst der Landeshauptstadt Düsseldorf; EuRegio Kunstpreis; Villa Massimo Stipendium Rom und IASPIS, Stockholm. Ihre Werke wurden international ausgestellt und waren auf zahlreichen Festivals zu sehen.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Anne Pöhlmann

Anne Poehlmann Bonner Kunstverein 2014

Anne Pöhlmann

1978, DRESDEN
STIPENDIUM 2006

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2006 wurde an Anne Pöhlmann vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Cornelia Sollfrank (Künstlerin, Hamburg/Celle) und Rosa Barba (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2005).

Begründung der Jury

Das NRW Stipendium für Medienkünstlerinnen 2006 geht an Anne Pöhlmann (Düsseldorf) für das Projekt Skater im erweiterten Raum. Anne Pöhlmann beschäftigt sich in ihren künstlerischen Arbeiten seit längerer Zeit mit „realgewordenen Zukunftsvisionen aus der Vergangenheit“. Dieses Interesse hat sie in die Pariser Stadtviertel La Defense und Beaugrenelle gebracht. In Paris stieß sie auch auf eine Website mit Fotos von Jugendlichen, die in genau diesen Vierteln Skateboard fahren. Die Skater besetzen, so Pöhlmann, eben jene Orte „zwischen der Architektur, zwischen den definierten und umbauten Räumen“. Diese Nicht-Orte, Zwischenräume, Wege, Ecken, zweckfreien Zonen – Negativformen der sie umgebenden Architektur – tauchen wiederum bevorzugt als Szenarien in Computerspielen auf. Pöhlmann fragt, ob es sich bei diesen unbeherrschten Orten, die sich stadtplanerischen, ökonomischen, kommerziellen oder digitalen Kontrollstrukturen entziehen, nicht um die letzten romantisch-besetzten Freiräume der Großstadt handelt. Ihr künstlerisches Projekt wird anhand der zweckfreien Zonen Parallelen zwischen Stadtarchitektur und Computerspiel aufzeigen. 
Die Ergebnisse des Stipendiums wurden in der Ausstellung Walkthrough im HMKV Hartware MedienKunstVerein präsentiert.

Anne Pöhlmann (*1978 in Dresden) studierte an der Kunstakademie Düsseldorf. 2018-2019 Vertretung der Professur für Fotografie, HBK Braunschweig. Einzelausstellungen u.a Japanraum Langen Foundation und Peter Mertes Stipendium Bonner Kunstverein. Seit 2002 verschiedene Gruppenausstellungen u.a. Bon Voyage! Reisen in der Kunst der Gegenwart Ludwig Forum für Internationale Kunst Aachen (2020), Schluss mit reden, spielen wir! Kunsthalle Lingen (2019) und Next Generations. Aktuelle Fotografie made im Rheinland Museum Morsbroich Leverkusen.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Susanne Weirich

WEIRICH_Angels in Chains_2009

Susanne Weirich

1962, Unna
STIPENDIUM 2008

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2008 wurde an Susanne Weirich vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Susanne Ackers (ehem. Geschäftsführerin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Annette Schindler (ehem. Direktorin des plug.in, Basel) und Sabine Himmelsbach (ehem. Direktorin des Edith-Ruß-Haus, Oldenburg).

Begründung der Jury
Das Konzept „Angels in Chains“ von Susanne Weirich sieht eine Untersuchung der dreiköpfigen Frauengruppe vor, die an den Tate / La Bianca-Morden beteiligt waren: Susan Atkins, Patricia Krenwinkel und Leslie van Houten. Die von der Künstlerin bereits geleistete Recherche zu einschlägigen Filmen und TV-Interviews sowie YouTube-Links brachte interessantes Material zutage. Überaus spannend ergab sich in diesem Zusammenhang die Verknüpfung mit der Fernsehserie „Charlie’s Angels“, die auch im Titel der Arbeit anklingt, welche die wirklichkeitskonstituierende Rolle der Medien aufzeigt. Die geplante multimediale Installation wird die Medienbilder und -konstrukte miteinander verknüpfen und das eine Hollywood-Bild mit dem anderen überblenden. Es entsteht eine Art Re-Enactment der 1976 erstmals ausgestrahlten US-Serie „Drei Engel für Charlie“, die 2000 und 2003 als Hollywoodblockbuster erneut in Szene gesetzt worden sind. Deren Inszenierung weiblicher Selbstermächtigung korrespondiert mit der Inszenierung der Frauengruppe der „Manson Family“.
Die Jury hat besonders überzeugt, wie durch das für Frauen unlegitime gewaltsame Verhalten, welches in beiden Fällen „plausibel“ dargestellt wird, ein Gender-Diskurs hergestellt wird. Neben diesen thematischen Aspekten überzeugte die geplante technisch-formale Umsetzung, die in bestehenden Arbeiten von Susanne Weirich bereits hervorragend gelöst wurde, wie sich die Jury aufgrund des eingereichten Materials zum Werk der Künstlerin überzeugen konnte.
Die Förderung durch das Stipendium des Landes NRW für die gebürtige Künstlerin aus Unna (*1962), die seit mehreren Jahren in Berlin lebt, ermöglicht ihr, intensiv an der Konzeption und Realisierung der Installation zu arbeiten. Gezeigt wurde die fertige Arbeit im Januar 2009 in der Ausstellung „Man Son. The Horror of the Situation“ die von Frank Barth und Dirck Möllmann für die Hamburger Kunsthalle kuratiert wird und die das Thema Charles Manson und „The Family“ ausführlich beleuchtet.

Die im Rahmen des Stipendiums entstandene Arbeit wurde 2009 im HMKV Hartware MedienKunstVerein präsentiert.

Susanne Weirich (*1962 in Unna) zeigt in ihren prototypischen Realisierungen von Installationen, Objekten und medialen Inszenierungen diverse künstlerische Strategien. Ausgehend von einem Akzent auf Text als Material wenden sich aktuelle Werke Formen des Rituals in transkulturellen Zusammenhängen zu. Seit 2011 ist sie Professorin an der Universität Duisburg-Essen. Eine Werkschau war 2013 im Kinofilm ART GIRLS zu sehen, internationale Ausstellungen ihrer Arbeiten zuletzt in Bolivien und China.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Tina Tonagel

DortmunderU_2011

Tina Tonagel

1973, Lemgo
STIPENDIUM 2010

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2010 wurde an Tina Tonagel vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Thibaut de Ruyter (Kunstkritiker, Berlin) und Susanne Weirich (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2008).

Begründung der Jury
Die Künstlerin Tina Tonagel (Köln) entwickelt seit einigen Jahren experimentelle Arbeiten mit Overhead-Projektoren. Ausgehend von zunächst rein visuellen Installationen, bei denen kinetischen Aufbauten auf den Projektoren Bilder in Echtzeit erzeugten, ist die Künstlerin seit kurzem dazu übergegangen, diese raumbezogenen Installationen durch Klangelemente zu erweitern. Tina Tonagels Projektvorhaben „Himalaya-Variationen“ ist eine audiovisuelle Performance mit zwei Overhead-Projektoren. Auf die Auflageflächen der Projektoren werden selbstgebaute Klangerzeuger/Musikinstrumente gelegt, diese Instrumente werden live gespielt und in Echtzeit visualisiert. Das Konzept für diese „kinetische Overhead-Installation“ sowie die Experimentierfreudigkeit, der Humor und der intelligente Witz dieser Künstlerin haben die Jury überzeugt.

Das Ergebnis der Arbeit im Rahmen des Stipendiums wurde 2011 im HMKV Hartware MedienKunstVerein gezeigt.

Tina Tonagel (*1973 in Lemgo) studierte an der Universität Bielefeld und an der Kunsthochschule für Medien Köln (Abschluss 2004). Sie erhielt u.a. 2004 den Milla und Partner-Preis für Medien im Raum (Stuttgarter Filmwinter), 2008 den 5. Marler Video-Installations-Preis (Skulpturenmuseum Glaskasten Marl), 2009 ein Stipendium der Kunststiftung NRW (Nachwuchsförderung) und 2011 das Arbeitsstipendium Stiftung Kunstfonds.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

kerstin Ergenzinger

Kerstin

kerstin Ergenzinger

1975, Gomadingen
stipendium 2011

Büro medienwerk.nrwFörderung


Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2011 wurde an Kerstin Ergenzinger vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstverein, Dortmund), Thibaut de Ruyter (Kunstkritiker, Berlin) und Susanne Weirich (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2008).

Begründung der Jury
Kerstin Ergenzinger (in Köln lebend) schafft raumbezogene, reaktive Installationen, wie z.B. die beeindruckende Lichtinstallation ..W / ..O KEINGRADWESTUNDKEINGRADOST (2006), die aus einer begehbaren Kiste bestand, deren Ecken durch projizierte Linien visualisiert wurden, welche sich kaum merklich verschoben. Auch die raumgreifende kinetische Installation Studie zur Sehnsucht (2007-2009), die seismologische Daten in sich langsam verändernde Berg- und Bodenformationen übertrug, beeindruckte die Jury.
Kerstin Ergenzingers Projekt Rotes Rauschen ist eine experimentelle Installation, ein pseudo-wissenschaftliches Arrangement, eine künstlerische Studie zur Erforschung des Rohmaterials unserer Wahrnehmung – und eine Skulptur. Die Künstlerin plant, einen Raum in einem alleinstehenden, nicht unterkellerten Gebäude in einen „Raumseismometer und Zustands- und Unruhemesser“ umwandeln. Dieser „lauscht den Neigungen – also den Gewichtsverlagerungen in seinem Inneren – sowie den langsamen Frequenzen des allgegenwärtigen seismischen Rauschens, das unter ihm durch den Boden wandert.“ Jeder, der einen solchen Raumseismometer betritt, verändert die Gewichtsverteilung des Ortes und verschiebt das Beziehungsgefüge im Raum.
Das Projekt wurde 2012 im Hartware MedienKunstVerein präsentiert.

Kerstin Ergenzinger (*1975 in Gomadingen) arbeitet in und zwischen den Bereichen von Skulptur, Klang, Kinetik, Licht und Zeichnung. Zentrales Thema ihrer Praxis ist das unauflösbare Beziehungsgefüge zwischen Körper und Welt, zwischen Wahrnehmung und Wahrgenommenem, zwischen sinnlichem Erkunden und der Herstellung von Sinn. Zentral sind Disziplin übergreifende Kunst- und Forschungsprojekten u.a. ist sie Mitherausgeberin der künstlerischen und akademischen Publikation “Navigating Noise” (Walther König, Berlin).

Informationen zur Künstlerin auf ihrer Website.

DENISE RITTER

Denise Ritter

DENISE RITTER

1971, Rodalben
stipendium 2012

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2012 wurde an Denise Ritter vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund), Ute Vorkoeper (Kuratorin, Hamburg) und Kerstin Ergenzinger (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2011).

Begründung der Jury
Die oft mehrkanaligen elektroakustischen Kompositionen in den Klanginstallationen, -skulpturen und -objekten der Künstlerin und Diplom-Geografin Denise Ritter (Wohnsitz in Dortmund) gehen immer von realen Klangsituationen aus – wie z.B. den Geräuschen eines Walzwerks in Lothringen; Tönen, die die Künstlerin beim Einschlafen macht; dem Kratzen von Pflanzenblättern auf Mauerwerk; dem Funkkontakt zwischen der Erde und der Internationalen Raumstation ISS. Neben der präzisen und differenzierten Ausarbeitung der Kompositionen hat die Jury insbesondere Ritters künstlerischer Umgang mit Raum und Form überzeugt (die Künstlerin nennt sie „audiokartografische Installationen – begehbare Bodeninstallationen – mit Kartensignaturen aus Kabel, Lautsprecher und Kompositionen, die den Landschaftsraum, in dem sie entstehen, widerspiegeln“). Ihr Projektvorhaben „small world wide“ geht von dem sogenannten „Kleine-Welt-Phänomen“ aus, nach dem angeblich jeder weltweit jeden über maximal sechs Ecken kennt („six degrees of separation“). Die Künstlerin wird zehn Zielorte festlegen (z.B. die Internationale Raumstation ISS, das Forschungsschiff Polarstern des Alfred-Wegener-Institutes für Polar- und Meersforschung, den Kenogami-Urwald in Ontario, etc.) und über zehn „Startpersonen“ Aufnahmegeräte über eine Kette von Bekanntschaften an die zehn Zielpunkte gelangen lassen, die von zehn „Zielpersonen“ per Audioaufnahmen dokumentiert werden sollen. Das so generierte Audiomaterial wird zum Ausgangspunkt einer neuen audio-kartografischen Installation.
Denise Ritter im Interview über ihr Projekt / Website des Projekts

Denise Ritter (*1971, Rodalben) ist Klangkünstlerin. In ihren Klanginstallationen bringt sie elektroakustische Kompositionen in Einklang mit plastischen Rauminterventionen. Sie ist Dipl.-Geographin, studierte Audiovisuelle Kunst an der HBKsaar in Saarbrücken und war Meisterschülerin von Christina Kubisch. Denise Ritter ist u.a. Preisträgerin des Deutschen Klangkunst-Preises, ist bei Ausstellungen und Festivals im In- und Ausland vertreten und realisiert auch Klanginstallationen im öffentlichen Raum.

Informationen zu den Künstlerinnen auf ihrer Website

Céline Berger

Celine

Céline Berger

1973, Saint martin d’Hères
stipendium 2015

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2015 wurde an Céline Berger vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV, Dortmund), Thomas Thiel (ehem. Direktor des Kunstverein Bielefeld) und Denise Ritter (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2012). Die Jury hat die Stipendiatin aus 55 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Céline Berger interessiert sich einerseits dafür, wie sich prekäre Arbeitsverhältnisse in (Bild-)Sprache einschreiben (Employees, Release, beide 2010). Andererseits untersucht die Künstlerin, auf welche Weise Sprache eingesetzt wird, um die persönlichen Karriereziele innerhalb des Unternehmens zu erreichen. Sogenannte „Business Coaches“ bedienen sich dafür einer Vielzahl von Modellen und Gesprächstechniken: Neurolinguistisches Programmieren, systemische Aufstellung, Transaktionsanalyse, emotionale Intelligenz. Die Beziehung zwischen „Trainer“ (Coach) und „Klienten“ (Coachee) stellt dabei für die Künstlerin ein besonders interessantes Erzähluniversum dar: Sie ist ein Rahmen, innerhalb dessen „Geschichten der Arbeitswelt“ erzählt werden. Diese Geschichten, die sie zum Beispiel in den Fallstudien des Harvard Business Review findet, verwebt Céline Berger zu poetischen Erzählungen (z.B. in Rare birds in these lands, La Ronde, beide 2013). Der Künstlerin, deren Blick sicherlich auch durch ihren Aufenthalt in den Niederlanden geschärft wurde, gelingt so eine äußerst genaue, in manchen Momenten durchaus beängstigende Analyse der gegenwärtigen Unternehmenswelt. Die Jury ist beeindruckt von der präzisen Arbeit dieser Künstlerin, der es gelingt, aus der funktionalen Sprache unserer Arbeitswelt künstlerische Reflexionen über die zunehmend von ökonomischem Denken geprägte Gegenwart zu destillieren. Die im Rahmen des Stipendiums entstandene Arbeit Ballade wurde 2018 im Dortmunder U und in der Temporary Gallery, Köln gezeigt. Organisiert wurden die Vorführungen vom Büro medienwerk.nrw.

Céline Berger (*1973 in Saint martin d’Hères, Frankreich) untersucht das Medium Sprache. Im Zentrum ihrer künstlerischen Arbeit steht die heutige Arbeits- und Unternehmenswelt.

Informationen zu den Künstlerinnen auf ihrer Website

Vera Drebusch

Vera

Vera Drebusch

1986, herdecke
stipendium 2016

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2016 wurde an Vera Drebusch vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware Medienkunstverein, Dortmund), Thomas Thiel (ehem. Direktor des Kunstverein Bielefeld) und Céline Berger (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2015, Köln). Die Jury hat die Stipendiatinnen aus 43 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Die 1986 in Herdecke geborene und in Köln lebende Künstlerin Vera Drebusch setzt sich in ihren Foto-, Text- und Medienarbeiten mit Zeitgeschichte auseinander und aktualisiert diese in Form persönlicher Erinnerungen. So thematisiert Vera Drebusch in der Fotoarbeit Route (2014) die Vertreibung ihrer Großmutter nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Künstlerin ist die 300 km lange Route von Polen über die Tschechoslowakei nach Deutschland mit dem Fahrrad abgefahren und projiziert diese Wegstrecke als Google-Map auf ihr Dekolleté: Der Fluchtweg der Großmutter erscheint als blaue Äderung der eigenen Haut. Geisel-Radio (2014) entstand während eines Aufenthaltes in Kolumbien 2013. Jeden Samstag sendet der größte Radiosender Kolumbiens von Mitternacht bis um 6:00 Uhr des nächsten Tages Nachrichten von Familienangehörigen der vielen Entführten an die Gekidnappten im Dschungel. Die Installation besteht aus einem Radiosender und einem Weltempfänger, aus dem ein von Vera Drebusch verfasster und gesprochener Text zu hören ist – und all dies ist vor einem von hinten beleuchteten Stück Levanto Rosso (Blutmarmor) platziert. Auch in anderen Projekten arbeitet Vera Drebusch mit den Methoden der Verdichtung und der Sichtbarmachung. Ihr neues Projekt, das im Rahmen des Stipendiums des Landes NRW für eine Medienkünstlerin 2016 realisiert werden soll, hat den Titel Die Höhle des Löwen.
Die Höhle des Löwen, Mixed Media Installation (Diaprojektion, in Stahl gerahmte Bilder, 50 x 70cm), 1987/2006/2016: In einem autobiografischen Werk spürt Vera Drebusch dem Verhältnis zu ihrem Kindheitsfreund nach. Wie Geschwister waren beide aufgewachsen, er nahm dann aber eine völlig andere Entwicklung: 11 Jahre lang gehörte er der rechten Szene an, war zwei Mal im Gefängnis, bis er erst kürzlich den Ausstieg schaffte. Die gemeinsamen Fotografien aus den vergangenen 30 Jahren sind stark bearbeitet, sowohl das Gesicht als auch großflächige Tätowierungen sind (auch zur Anonymisierung) ausgeschnitten. Den Versuch der Annäherung in langen Gesprächen dokumentieren Zitate, die in Handschrift vom Diaprojektor an die Wand geworfen werden. Die Empore von Sankt Peter dient als Ausstellungsort. (Mario Müller)

Vera Drebusch (1986 in Herdecke) lebt und arbeitet in Hamburg, absolvierte ein Diplom-Fotostudium in Dortmund und studierte anschließend an der Kunsthochschule für Medien Köln, an der Universidad Nacional de Colombia in Bogotá und als Gast an der Hochschule für Künste Bremen und der Kunsthochschule Kassel. 2013 gründete sie den Ausstellungsraum GOLD+BETON am Kölner Ebertplatz. Von 2015 bis 2019 übernahm sie Lehraufträge am Institut für Kunst und Kunsttheorie an der Universität zu Köln sowie an der Fakultät für Kulturwissenschaften der Universität Paderborn. Für den Westdeutschen Künstlerbund kuratierte sie Ausstellungen im In- und Ausland.


Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Pauline M‘barek

Pauline

Pauline M‘barek

1979, Köln
stipendium 2017

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2017 wurde an Pauline M’Barek vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV Hartware MedienKunstverein, Dortmund), Thomas Thiel (Direktor des Kunstverein Bielefeld) und Céline Berger (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2015). Die Jury hat die Stipendiatin aus 62 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Die 1979 in Köln geborene und dort lebende Künstlerin Pauline M‘barek setzt sich in ihren multimedialen Inszenierungen mit grundsätzlichen Fragen der menschlichen Wahrnehmung auseinander. Gegenstand ihrer Video- und Audioinstallationen, Skulpturen, Zeichnungen sind Medien der Wahrnehmung (Vitrine, Halterungen) sowie die Sinne selbst. Die Wechselwirkungen von Sehen, Hören und Tasten beschäftigen die Künstlerin ebenso wie die Bedeutung der Körperlichkeit für die Wahrnehmung. In der fortlaufenden Kreuzung von objektiven und subjektiven Perspektiven relativiert M‘barek unsere Wahrnehmung von Welt. So werden aufgrund eines schwarzen Bildhintergrunds in ihrem Video Semiophoren (2013) schwarze, ethnologische Objekte für den Betrachter erst durch Gesten der Berührung mit weißen Handschuhen sichtbar. Im Gegensatz dazu zeigt die Werkserie Artifacts (2014) individuelle Formen der Berührung, indem die Künstlerin einzelne Handbewegungen in fremd wirkenden Artefakten aus Alabastergips abbildet. In Folge der verschiedenartigen Übersetzung taktiler Erfahrung beschäftigte sich die Künstlerin in ihrem Video Glance (2014) oder der Fotografie Selbstporträt nach Ernst Mach (2014) auch mit den möglichen Berührungen des Auges und einer Materialität des Sehens.
Ihr neues Projekt mit dem Titel Glance – der Körper im Blick, das im Rahmen des Stipendiums des Landes NRW für eine Medienkünstlerin 2017 realisiert werden soll, wird diese künstlerische Untersuchungen zum Sehen als taktiler Prozess fortsetzen. Geplant ist die Produktion eines Videos, das an Erkenntnisse früherer Arbeiten anknüpft und den Körper als eigentliches Medium der Wahrnehmung in den Mittelpunkt stellt. Unter professionellen Bedingungen möchte die Künstlerin diesmal den subjektiven Blick des Betrachters mit Makroaufnahmen der Pupille einfangen und gleichzeitig als Spiegel einer architektonischen Umgebung und körperlichen Bewegung im Raum einsetzen. Da sich in der Pupille auch der Körper (Nase, Hände, Beine etc.) spiegelt, erkunden wir mit den Augen eines Anderen im Video einen uns fremden Raum und folgen den minimalen Bewegungsabläufen einer einstudierten Performance. So entsteht im Luhmannschen Sinne eine „Betrachtung zweiter Ordnung“ oder ein langsames „Tasten mit dem Blick“ (Merleau-Ponty) – dank eines natürlichen Zerrspiegels, dem Glanz (Glance) im Blick.

Pauline M‘barek (*1979 in Köln) lebt und arbeitet in Brüssel und Köln, studierte Freie Kunst an der Hochschule für Bildende Künste in Hamburg (2000-2007), École Supérieure des Beaux-Arts in Marseille (2003-2004) und schließlich postgradual Medienkunst an der Kunsthochschule für Medien in Köln (2007-2009). Die Jury ist beeindruckt von dieser medial vielseitigen und dennoch sehr fokussiert arbeitenden Künstlerin, die schon jetzt auf ein sehr eigenständiges Werk und zahlreiche wichtige Auszeichnungen zurückblicken kann.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Nico Joana Weber

Nico

Nico Joana Weber

1983, Bonn
stipendium 2018

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2018 wurde an Nico Joana Weber vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV, Dortmund), Tasja Langenbach (Kuratorin und künstlerische Leiterin der Videonale, Bonn) und Pauline M’Barek (Künstlerin und NRW-Medienkunststipendiatin 2017). Die Jury wählte den Stipendiaten aus 56 Bewerbungen aus.

Begründung der Jury

In ihren Arbeiten forscht Nico Joana Weber entlang dichotomisch gedachter
Strukturen wie Zentrum – Peripherie, Architektur – Natur, Innen – Außen und
überführt sie in einen Zustand des Hybriden. Oder vielmehr: sie seziert das
diesen Strukturen bereits immanent Hybride und legt es offen. Ausgangspunkt
ihrer Untersuchungen sind oftmals architektonische Körper, an und in denen
sich Narrative historischer und kultureller Aneignungs- und Wandlungsprozesse
ablesen lassen. So vollzieht Nico Joana Weber beispielsweise in Arbeiten wie
„Monstera Deliciosa“ (2018) oder „Unstable Landscape“ (2016) nach, wie sich
westlich geprägte Architekturen in der tropischen Umgebung Südamerikas
verorten. Die Architekturen werden hier nicht allein als Ausdruck der Dominanz
einer Kultur und ihrer Technik gegenüber einer anderen gezeigt. Vielmehr wird
die Verletzlichkeit dieser Gebäude offen gelegt, die sich als Fremdkörper
gegenüber den lokalen Verhältnissen behaupten müssen.

Im Rahmen des hier vergebenen Stipendiums will Nico Joana Weber ihr Projekt
„Hybrid Moments“ (AT) weiter voranbringen. Das Projekt nähert sich der
kolonialen Vergangenheit Nigerias über die unterschiedlichen architektonischen
Stile, die dort als Erbe zum einen der britischen Kolonialisierung und zum
anderen des von Nigeria ausgehenden Sklavenhandels der Portugiesen in die
damalige Kolonie Brasilien heute noch zu finden sind. Zentral sind hierfür
sowohl die realisierten Entwürfe von Architekten des Department of Tropical
Architecture, das sich 1955 – 1970 an der Architectural Association in London
formiert hatte, als auch die sogenannten Brazilian Houses, die von aus Brasilien
zurückgekehrten ehemaligen Sklaven in Lagos entworfen wurden. Architektur
wird hier nicht nur als Manifestation globaler historischer Prozesse und als
hybrider kultureller Baukörper erlebbar, in dem Einflüsse aus Zentrum und
Peripherie gleichberechtigt ineinanderfließen. Sie wird zugleich als ein im Verfall
begriffenes Kulturgut, das im Übergang zwischen Moderne und Gegenwart
verloren zu gehen droht, dauerhaft dokumentiert. Wir sind sicher, dass Nico
Joana Weber in ihren Bildern und der späteren installativen Umsetzung im Raum
überzeugende Mittel und Wege der Darstellung für diese komplexen Prozesse
finden wird und freuen uns daher, sie mit dem Stipendium für
Medienkünstlerinnen des Landes NRW bei diesem ambitionierten Projekt
unterstützen zu können.

Nico Joana Weber (*1983 in Bonn) arbeitet mit Video, Fotografie und multimedialen Rauminstallationen. Sie studierte Bildende Kunst und Kunstgeschichte am Goldsmiths College in London und schloss 2013 ihr Postgraduiertenstudium an der Kunsthochschule für Medien in Köln ab. In ihrer Arbeit beschäftigt sie sich mit den ästhetischen und politischen Prägungen von Architektur und Landschaft in transkulturellen Kontexten.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Bild: Nico Joana Weber, No Longer A Single Root (2021), Filmstill © VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Vanja Smiljanić

Vanja

Vanja Smiljanić

1986, Belgrad
stipendium 2019

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2019 wurde an Vanja Smiljanić vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Dr. Inke Arns (Direktorin des HMKV, Dortmund), Tasja Langenbach (Kuratorin und künstlerische Leiterin der Videonale, Bonn) und Pauline M’Barek (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2017). Die Jury hat die Stipendiatinnen aus 56 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Vanja Smiljanić interessiert sich für spekulative Narrationen, feministische Science Fiction und einen neuen Materialismus, der das Physische mit dem Jenseitigen verbindet. Seit 2010 setzt sie sich mit der neuen religiösen UFO-Bewegung „Cosmic People“ auseinander. Nach vielen erfolglosen Versuchen wurde Smiljanic 2013 schließlich Mitglied und bezeichnet sich heute selbst als „Senior Architect“ der „Library of Light“ der „Cosmic People“, also des Archivs, deren Inhalte sie ‚von innen heraus’ zu verändern beginnt. In Lecture-Performances berichtet sie von dieser (subversiven) Tätigkeit. Vanja Smiljanic reflektiert aus einem ambivalenten Innen heraus über ihr Sujet – und lässt in neuartigen Live-Formaten eine interessierte Öffentlichkeit an ihrer künstlerischen Forschungsarbeit teilhaben.

Im Rahmen des Stipendiums wird Vanja Smiljanić an ihrem experimentellen Dokumentarfilm Herland arbeiten. Dazu wird sie mit Mitgliedern der „neuen religiösen Bewegung“ „Unarius“ zusammenarbeiten, einem religiösen UFO-Kult, der 1954 im kalifornischen El Cajon (USA) gegründet wurde. Wie in früheren Projekten versucht die Künstlerin, die von dieser Gruppe entwickelten „unwissenschaftlichen“ Praktiken als alternative Methoden kritischen Denkens einzusetzen. Bei Unarius interessiert sich Vanja Smiljanić insbesondere für die dort praktizierte „Past Life Therapy“. Diese deutet die Künstlerin um in eine „Choreografie des Werdens“, die zu einem „trans-persönlichen Zustand“ führen soll. Im Zentrum des Films wird Billie Stafford stehen, eine 78-jährige Frau, die in ihren früheren Leben angeblich u.a. Leonardo da Vinci, eine illegitime Tochter von Maria Theresia von Österreich und Charlotte Perkins Gilman war. Charlotte Perkins Gilman (1860-1935) war eine utopische feministische Autorin und eine intellektuelle Anführerin der amerikanischen Frauenbewegung. Ihr Buch Herland (1915) schildert eine fiktive, nur aus Frauen bestehende Gesellschaft, die frei von Krieg, Gewalt und Herrschaft ist. Ausgehend von Interviews mit Stafford/Gilman wird Vanja Smiljanić ein experimentelles Dokumentarformat entwickeln, das die Betrachter*innen auf eine Reise in die Geschichte feministischer und anarchistischer Science Fiction, Cyberfeminismus und Tech Noir mitnimmt. Dr. Inke Arns für die Jury

Die Arbeit „Orion Debacle“ wurde im April 2019 als Video des Monats beim Hartware MedienKunstVerein gezeigt.

Vanja Smiljanić (*1986 in Belgrad) ist eine in Belgrad geborene und in Köln lebende Künstlerin. Ihr Forschungsschwerpunkt liegt im Bereich der bildenden Kunst, Video und Performance. In ihrer Praxis nutzt sie oft das Modell der Performance-Vorlesung als einen Weg, um fiktive und erfahrbare Universen zu überbrücken, die technische Apparate, Diagramme und sci-fi Povera-Skulpturen umfassen. Ihre Arbeit verbindet ansonsten unvergleichbare Realitätssysteme und bezeugt die Grundlage von Ideologien als entfremdete Regime, wobei sie ihren eigenen Körper als Medium der Narration verwendet und oft zwischen der Position des Orakels und der Geschichtenerzählerin wechselt.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Julia Weißenberg

Julia Weißenberg

Julia Weißenberg

1982, Bergisch Gladbach
STIPENDIUM 2020

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2020 wurde an Julia Weißenberg vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Heike Ander (Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin, Kunsthochschule für Medien, Köln), Tasja Langenbach (Kuratorin und künstlerische Leiterin der Videonale, Bonn) und Nico Joana Weber (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2018). Die Jury hat die Stipendiatin aus 62 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Welche Erzählungen liegen unter den Oberflächen von Architekturen, Objekten, Produkten, die uns tagtäglich umgeben? Welche Geschichten sind darin verwoben? Welche Politiken des gesellschaftlichen globalen Miteinanders verbergen sich hinter dem Schein des Äußerlichen? Julia Weißenberg erforscht diese Politiken in ihren Werken mit unterschiedlichsten Medien und Formaten und legt sie offen. Es sind die Geschichten von Rohstoffen, die wir in Form von Kleidung oder technischem Gerät tagtäglich am Körper tragen und die, in ihrer Reinform betrachtet, globale Abhängigkeitsverhältnisse und Handelswege offenbaren. Es sind die Erzählungen von Marken und Produkten, die sich als unsichtbare Schichten über unsere Wahrnehmung und unsere Körper legen. Und es sind die Architekturen, die in ihrer Verortung in Raum und Zeit Utopien und Weltsichten manifest werden lassen. Julia Weißenberg bricht diese Oberflächen mit gezielten Interventionen auf und lädt uns ein, genauer hinzusehen. 
Auch in ihrem Projekt The Habitat, mit dem sich Julia Weißenberg auf das Stipendium für Medienkünstlerinnen beworben hat, blickt die Künstlerin hinter die Kulissen zeitgenössischer Architekturen und fragt danach, wie sich verschiedene Formen von Arbeit in den Formen unseres Wohnens spiegeln. Konkret vergleicht sie hier die Lebensräume der „digitalen Nomaden“ mit denen chinesischer Wanderarbeiter in sogenannten „Urban Villages“. Während erstere ihren Wohnort selbst nach eigengesetzten Kriterien bestimmen und das Leben aus dem Koffer als den Luxus der Freiheit eines westlichen Lebensstils begreifen, sind die anderen Spielball übergeordneter Machtverhältnisse und zu einem Leben und Wohnen in einem dauerhaft temporären Zustand zwischen Abriss und Neuanfang verdammt. Wie lässt sich unter diesen jeweiligen Verhältnissen und in den dafür vorgesehenen Architekturen ein Gefühl von Geborgenheit, Sicherheit und Identität herstellen, und welche Verbindung müssen unsere menschlichen Körper hierfür mit den architektonischen Körpern eingehen? Welche Bedeutung haben diese Kategorien überhaupt noch für ein modernes Nomadentum? Und gibt es ein Recht auf so etwas wie Heimat? Wir freuen uns, mit dem Stipendium für Medienkünstlerinnen des Landes NRW Julia Weißenberg dabei zu unterstützen, dieses Projekt umzusetzen, und sind gespannt auf die neuen Lesarten, die sie uns dadurch eröffnen wird. Tasja Langenbach für die Jury

Julia Weißenberg (*1982 in Bergisch Gladbach) hat an der FH Düsseldorf sowie der Kunsthochschule für Medien Köln studiert und dort 2012 ihr Studium abgeschlossen. 

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin

Sophia Bauer

Sophia Bauer

Sophia Bauer

1987, EBERSBERG
STIPENDIUM 2021

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2021 wurde an Sophia Bauer vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Heike Ander (Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin, Kunsthochschule für Medien, Köln), Tasja Langenbach (Kuratorin und künstlerische Leiterin der Videonale, Bonn) und Nico Joana Weber (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2018). Die Jury hat die Stipendiatin aus 62 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Im Zentrum von Sophia Bauers künstlerischer Praxis steht die Auseinandersetzung mit Klang als historischem Dokument und Ressource für neue Formen der Wissensproduktion: „Das Denken durch Klang als einem Netzwerk von Verbindung und Zugehörigkeit hilft uns, Strukturen von Ausgrenzung in Frage zu stellen“, so die Künstlerin. Dabei versteht sie Sound „als ein Medium, das die Kernideen der Trennungskonzepte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus“ kritisch beleuchten kann. In ihren Werken – zuletzt vorwiegend Klanginstallationen und Sound-Archive – befragt Sophia Bauer die tradierten hierarchischen Strukturen eines asymmetrischen Machtverhältnisses zwischen Mensch und Natur. Mithilfe von Soundaufnahmen werden die Nachwirkungen kolonialer Strukturen, wie sie sich beispielsweise in den biosozialen (Kommunikations-)Netzwerken von domestizierten Wäldern manifestieren, aufgespürt und offengelegt, um durch eine Rekontextualisierung alternative Zusammenhänge zu schaffen und neue Erkenntnisse für postkoloniale Diskurse zu gewinnen.
In ihrem mehrteiligen Werkkomplex Forest Scapes (seit 2019) erforscht Sophia Bauer den Einfluss des – in die botanische und zoologische Taxonomie eingeschriebenen – Kolonialismus auf verschiedene Waldlandschaften. Anknüpfend an ihre Klanginstallation Kereita Forest Block über eine Zypressenplantage im kenianischen Hochland, plant die Künstlerin nun im Rahmen des NRW Stipendiums für Medienkünstlerinnen eine umfassende Klangstudie über den Arabuko Sokoke Forest, einem der letzten noch weitgehend intakten trockenen Küstenwälder Ostafrikas mit einer Fläche von 420 Quadratkilometer. Im Mittelpunkt von Sophia Bauers akustischer Aufarbeitung steht ein Neudenken des Beziehungsgeflechts zwischen Bewohner*innen, Nutzer*innen, Orten und Pflanzen. Das künstlerische Ausgangsmaterial reicht dabei von aus der Kolonialzeit stammenden Berichten aus dem National Archive of Kenya über Interviews bis hin zu mit hochsensiblen Kontaktmikrofonen aufgezeichneten Klängen von Bäumen, Vögeln und Insekten. Aus diesem Repertoire programmiert Sophia Bauer eine Sound-Komposition, die auf Grundlage von akustischen Merkmalen zu einem sich stetig verändernden Klanggeflecht arrangiert und in eine räumliche Installation gebracht wird. Sophia Bauer hat uns mit ihrer Klangstudie Forest Scapes: Arabuko Sokoke Forest überzeugt, die verspricht eine komplexe, tiefgehende und politische Erfahrung von Naturräumen und Kulturlandschaften zu ermöglichen. Wir freuen uns, dieses transkontinentale Vorhaben mit dem NRW Stipendium für Medienkünstlerinnen unterstützen zu können.

Sophia Bauer (*1987 in Ebersberg) arbeitet in ihren installativ-multimedialen Werken vorrangig mit Klang, Video und Fotografie. Sie hat Afrikanische Sprachen, Literatur und Kunst an der Universität Bayreuth studiert und 2019 ihr Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln abgeschlossen.

Weitere Informationen auf der Website der Künstlerin