Sophia Bauer

Sophia Bauer

Sophia Bauer

1987, EBERSBERG
STIPENDIUM 2021

Büro medienwerk.nrwFörderung

Das Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen für Medienkünstlerinnen 2021 wurde an Sophia Bauer vergeben.

Mitglieder der dreiköpfigen Jury waren Heike Ander (Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin, Kunsthochschule für Medien, Köln), Tasja Langenbach (Kuratorin und künstlerische Leiterin der Videonale, Bonn) und Nico Joana Weber (Künstlerin und NRW-Medienkunst-Stipendiatin 2018). Die Jury hat die Stipendiatin aus 62 Bewerbungen ausgewählt.

Begründung der Jury
Im Zentrum von Sophia Bauers künstlerischer Praxis steht die Auseinandersetzung mit Klang als historischem Dokument und Ressource für neue Formen der Wissensproduktion: „Das Denken durch Klang als einem Netzwerk von Verbindung und Zugehörigkeit hilft uns, Strukturen von Ausgrenzung in Frage zu stellen“, so die Künstlerin. Dabei versteht sie Sound „als ein Medium, das die Kernideen der Trennungskonzepte des europäischen Imperialismus und Kolonialismus“ kritisch beleuchten kann. In ihren Werken – zuletzt vorwiegend Klanginstallationen und Sound-Archive – befragt Sophia Bauer die tradierten hierarchischen Strukturen eines asymmetrischen Machtverhältnisses zwischen Mensch und Natur. Mithilfe von Soundaufnahmen werden die Nachwirkungen kolonialer Strukturen, wie sie sich beispielsweise in den biosozialen (Kommunikations-)Netzwerken von domestizierten Wäldern manifestieren, aufgespürt und offengelegt, um durch eine Rekontextualisierung alternative Zusammenhänge zu schaffen und neue Erkenntnisse für postkoloniale Diskurse zu gewinnen.

In ihrem mehrteiligen Werkkomplex Forest Scapes (seit 2019) erforscht Sophia Bauer den Einfluss des – in die botanische und zoologische Taxonomie eingeschriebenen – Kolonialismus auf verschiedene Waldlandschaften. Anknüpfend an ihre Klanginstallation Kereita Forest Block über eine Zypressenplantage im kenianischen Hochland, plant die Künstlerin nun im Rahmen des NRW Stipendiums für Medienkünstlerinnen eine umfassende Klangstudie über den Arabuko Sokoke Forest, einem der letzten noch weitgehend intakten trockenen Küstenwälder Ostafrikas mit einer Fläche von 420 Quadratkilometer. Im Mittelpunkt von Sophia Bauers akustischer Aufarbeitung steht ein Neudenken des Beziehungsgeflechts zwischen Bewohner*innen, Nutzer*innen, Orten und Pflanzen. Das künstlerische Ausgangsmaterial reicht dabei von aus der Kolonialzeit stammenden Berichten aus dem National Archive of Kenya über Interviews bis hin zu mit hochsensiblen Kontaktmikrofonen aufgezeichneten Klängen von Bäumen, Vögeln und Insekten. Aus diesem Repertoire programmiert Sophia Bauer eine Sound-Komposition, die auf Grundlage von akustischen Merkmalen zu einem sich stetig verändernden Klanggeflecht arrangiert und in eine räumliche Installation gebracht wird.

Sophia Bauer hat uns mit ihrer Klangstudie Forest Scapes: Arabuko Sokoke Forest überzeugt, die verspricht eine komplexe, tiefgehende und politische Erfahrung von Naturräumen und Kulturlandschaften zu ermöglichen. Wir freuen uns, dieses transkontinentale Vorhaben mit dem NRW Stipendium für Medienkünstlerinnen unterstützen zu können.



Sophia Bauer (*1987 in Ebersberg) arbeitet in ihren installativ-multimedialen Werken vorrangig mit Klang, Video und Fotografie. Sie hat Afrikanische Sprachen, Literatur und Kunst an der Universität Bayreuth studiert und 2019 ihr Studium der Medialen Künste an der Kunsthochschule für Medien Köln abgeschlossen.
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