PACT Zollverein Essen | Marco Donnarumma: „I AM YOUR BODY“

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Screening AM YOUR BODY_von Marco Donnarumma_bei PACT Zollverein in Essen_(C)Dirk Rose_Auswahl
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PACT Zollverein Essen | Marco Donnarumma: „I AM YOUR BODY“

FELLOW: Marco Donnarumma

MedienkunstfellowsFörderung

Was bedeutet Klang für Menschen, die ihn nicht hören? Wie hört man etwas, das man nicht hören kann? Im Projekt I AM YOUR BODY beschäftigte sich Marco Donnarumma bei PACT Zollverein künstlerisch und wissenschaftlich mit der Beziehung zwischen Klang, KI und dem Wissen, das in gehörlosen und schwerhörigen Körpern verankert ist.

Elektromechanische Wandler liegen auf dem Tisch, Muskelsensoren, die Körperliches – Bewegungen, Herzklopfen, das Blut, das durch die Venen fließt – hörbar und spürbar machen. Marco Donnarumma entwickelt Musikinstrumente, durch die der Sound des Körpers wahrnehmbar wird. Dafür arbeitete er mit KI-Robotik und neuen Interfaces für den musikalischen Ausdruck. Mit diesen Instrumenten konnte die fünfköpfige Forschungsgruppe im Rahmen des Projekts I AM YOUR BODY experimentieren. Es handelte sich dabei um Menschen, die von Geburt an gehörlos oder schwerhörig sind oder mit einem Cochlea-Implantat leben, von der 15-jährigen Jugendlichen bis zum 57-jährigen Elektromechaniker. Mit dieser sehr heterogenen Gruppe ging Marco Donnarumma der Frage nach, was Klang bedeutet und wie Sound durch gehörlose und schwerhörige Körper wahrgenommen wird. Das Projekt zielte darauf ab, das Verständnis von Klang über die Grenzen des normativen Hörens hinaus zu erweitern und die Interdependenz körperlicher Erfahrungen zu feiern.

Donnarumma ist selbst schwerhörig; 2014 bekam er die Diagnose eines genetisch bedingten, beidseitigen degenerativen Hörverlusts. Über ihre Erfahrungen tauschten sich die Teilnehmer*innen bei digitalen Treffen und in den Workshops aus. Deutlich wurde hier, „wie wichtig für gehörlose und schwerhörige Menschen ein physischer und geistiger Raum zum ungestörten Austausch von Gedanken, Bedenken und Fragen zu unseren körperlichen Erfahrungen ist“, so Marco Donnarumma. Gesprochen wurde darüber, was Klang alles sein kann – auch Vibration oder Licht. Mit Lichtfiltern konnte – basierend auf der individuellen Hörkurve – visualisiert werden, was jede*r Teilnehmer*in hört und was nicht. Die Recherche ist Inspiration für Donnarummas Soloperformance, die im September 2023 bei PACT Zollverein uraufgeführt wird. Ein Begleitprogramm mit Ausstellung, Videoinstallation, Vorträgen und Gruppendiskussion wird die Performance ergänzen und den kreativen Arbeitsprozess nachvollziehbar machen. Aufbauend auf feministischer Theorie und Critical Disability Studies, will dieses Projekt somit einen Dialog zwischen Bewegungsforschung, interaktiver Musik und Mensch-Computer-Interaktion fördern.

Marco Donnarumma (DE / IT) ist Künstler, Performer, Regisseur und Wissenschaftler und verwebt in seiner Arbeit seit Anfang der 2000er-Jahre Performance, Medienkunst und interaktive Computermusik miteinander. Er manipuliert Körper, kreiert Choreografien, entwickelt Maschinen, komponiert Klänge und verbindet so Disziplinen, Medien und neue Technologien zu einer eigenwilligen, sinnlichen und kompromisslosen Ästhetik. Donnarumma ist international bekannt für seine Solo-Performances, Bühnenproduktionen und Installationen, die sich über Genres hinwegsetzen und in denen der Körper zu einer sich wandelnden Sprache wird, um kritisch über Rituale, Macht und Technologie zu sprechen.
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Der 2002 gegründete PACT Zollverein in Essen ist ein Produktionshaus mit besonderem Fokus auf Performing Arts in Relation zu Wissenschaft, zeitgenössischer Theorie sowie sozialen Fragestellungen. Das Haus initiiert und fördert experimentelle, künstlerische und transdisziplinäre Formen der Wissensproduktion. Innerhalb eines internationalen Bühnenprogramms zeigt PACT Koproduktionen, Premieren und Gastspiele und realisiert im Bereich Plattform diskursive Formate wie Symposien und Festivals. Als Residenzort ist PACT zentrale Arbeits- und Wirkungsstätte für internationale wie regionale Künstler*innen. PACT ist gemeinsam mit sechs anderen zentralen Institutionen in Deutschland Mitglied des Bündnisses internationaler Produktionshäuser.
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Fotos: © Dirk Rose