Universität Duisburg-Essen | Aylime Asli Demir: „AMBIGUITÄT & UNVORHERSEHBARKEIT“

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Universität Duisburg-Essen | Aylime Asli Demir: „AMBIGUITÄT & UNVORHERSEHBARKEIT“

FELLOW: Aylime Asli Demir

MedienkunstfellowsFörderung

Laufzeit: laufend

Das Institut für Kunst und Kunstwissenschaften der Universität Duisburg-Essen und das atelier automatique luden ein zu einem Werkstattgespräch mit der Medienkunstfellow Aylime Aslı Demir (Kuratorin, Aktivistin) sowie den Gästen Eva Busch (Kuratorin) und Begüm Karagöz (Studentische Mitarbeiterin im queerfeministischen Archiv LIESELLE).

Im Gespräch wurden Formen des Widerstands und der Archivierung queerer Erzählungen diskutiert, mit einem Fokus auf Erfahrungsaustausch und künstlerischen, kuratorischen Praxen im Kontext Archiv und (Un-)Sichtbarkeiten. Die Gespräche wurden moderiert von Julia Nitschke und fanden im atelier automatique in Bochum statt.

Vom 9.-12. Dezember 2023 sowie vom 27. Januar – 03. Februar 2024 war die türkische Autorin, Kuratorin und Aktivistin Aylime Aslı Demir im Institut als Medienkunstfellow im Rahmen des Projekts Ambiguität und Unvorhersehbarkeit: Zu Formen des Widerstands und der Archivierung queerer Erzählungen zu Gast.

Ihr Aufenthalt ist eingebunden in das kunstwissenschaftliche Teilprojekt der DFG-Forschungsgruppe Ambiguität und Unterscheidung. Historisch-kulturelle Dynamiken unter der Leitung von Prof. Dr. Gabriele Genge und Mitarbeit von Eva Liedtjens, das in der aktuellen Förderphase vor allem queere Perspektiven und ambige Zeitlichkeitskonzepte in der Gegenwartskunst der Türkei in den Fokus nimmt. Aylime Aslı Demir nutzte die Zeit ihres Aufenthalts für die kuratorische Forschung zu queeren Praktiken des Archivierens und der Widerständigkeit. Neben dem Austausch mit der Forschungsgruppe Ambiguität und Unterscheidung nahm Aylime Aslı Demir Kontakt zu lokalen Initiativen und institutionalisierten Archiven auf, um neue Formen der Vernetzung mit Akteur*innen queerer (medien-)künstlerischer und kuratorischer Projekte zwischen dem Ruhrgebiet und Ankara zuentwickeln.

Aylime Aslı Demir ist Autorin, Kuratorin und Aktivistin. Demir hat öffentliche Verwaltung, Politikwissenschaft und Frauenforschung studiert. Seit 2010 arbeitet sie an redaktionellen und kuratorischen Projekten, die sich mit der Politik und Ästhetik der Zusammenführung unterschiedlicher Wissensformen und Praktiken befassen. Seit 2013 ist sie Koordinatorin des Programms für Akademische und Kulturelle Studien und Chefredakteurin von Kaos GL, dem wichtigsten Verband für schwule und lesbische Kulturforschung und Solidarität in der Türkei. Sie lehrte an der Universität Ankara Gender- und Frauenstudien und war Koordinatorin des Feministischen Forums, das prominente Feministinnen und LGBTI+-Aktivisten:innen aus aller Welt in Ankara versammelt. Außerdem ist Demir Jurymitglied des Women to Women Story Contest, der seit 2006 organisiert wird, um Autorinnen zu ermutigen, über ihre lesbisch-bisexuellen Geschichten zu schreiben.

Neben ihrer Tätigkeit als Redakteurin ist Aylime Aslı Demir im Rahmen von Ausstellungen, Konferenzen und gemeinnütziger Arbeit aktiv. Zu ihren jüngsten Aktivitäten gehört die Kuration der Gruppenausstellung Betwixt and Between im Jahr 2023 im Sanatorium in Istanbul. Im Jahr 2022 war sie Teilnehmerin der von SAHA geförderten Slavs and Tatars Residency. Aylime Aslı Demir kuratierte die Ausstellung Unpredictable Times: Queering Politics in Turkey im MUCEM in Marseille im Jahr 2019. Sie nahm 2019 an der Young Curators Academy am Maxim Gorki Theater in Berlin teil. Weitere Projekte: At least three fingers; still life lessons from a queer feminist activist, Badischer Kunstverein, Karlsruhe 2019; Dislocations in Queer Art, Kara Art Studio, Kocaeli, 2019; Read My World Literature Festival, Amsterdam, 2018; Vanishing Mediator, Evliyagil Museum, Ankara, 2018; Colony, Queering the Posthuman, Schwules Museum, Berlin, 2018; Colony, Queering the Posthuman, Abud Efendi Mansion, Istanbul.

Aylime Aslı Demir gründete 2019 die internationale Ankara Queer Art Residency in Ankara. Das Programm beherbergt bildende Künstler:innen aus der Türkei sowie dem Ausland und bietet ihnen acht Wochen lang Wohn- und Arbeitsraum, während es Produktions- und Forschungsprozesse unterstützt und fördert. In dieser Zeit haben die Resident:innen die Möglichkeit, mit Künstler:innen, Aktivist:innen, Forscher:innen und Kurator:innen aus der Türkei zusammenzuarbeiten.



OFFENHALTEN – EIN GESPRÄCH ÜBER KÜNSTLERISCHE RESIDENZFORMATE
30.01.2024, 19.00 Uhr
WerkStadt, Viktoriastraße 5, 45327 Essen


Das Institut für Kunst und Kunstwissenschaften der Universität Duisburg-Essen und PACT Zollverein luden ein zu einem Austausch über künstlerische Residenzformate. Gemeinsam mit der Medienkunstfellow und Leiterin des Ankara Queer Art Programmes Aylime Aslı Demir (Ankara, TR), Thomas Lehmen vom Kunsthaus Mitte (Oberhausen, DE) und Hanitra Wagner (Akademie der Künste der Welt Köln, Residency-Programme) sprachen sie über Möglichkeiten und Grenzen (internationaler) Residenzprogramme, ihre Besonderheiten und Entstehungsgeschichten. 
 
Interessierte Menschen wurden in die WerkStadt eingeladen, um gemeinsam ins Gespräch zu kommen.

Die Veranstaltung fand auf Englisch statt. 

Credits: Fotos © Institut für Kunst und Kunstwissenschaften der Universität Duisburg-Essen

Theater im Depot | Kiran Kumār & Matthias Härtig: „(RE)IMAG(IN)ING THE DIGITAL DOCUMENT OF DANCE“

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Workshop Kiran Kumar 5 Foto Bernhard Siebert
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Theater im Depot | Kiran Kumār & Matthias Härtig: „(RE)IMAG(IN)ING THE DIGITAL DOCUMENT OF DANCE“

FELLOW: Kiran KumāR, Matthias Härtig

MedienkunstfellowsFörderung

Laufzeit: September bis November 2023


Im Forschungsprojekt des Theater im Depot geht es nicht um die Dokumentation einer Abfolge von Tanzschritten, sondern um das Erfassen des Tanzes als universelle Bewegungsform mithilfe von Computerprogrammierung. Nach fünf Jahren Feldforschung lässt der Choreograf Kiraņ Kumār eine Fülle an archivarischen, archäologischen, ethnografischen und choreografischen Materialien aus Indien und Indonesien in dieses Experiment einfließen. Diese Materialien werden mittels einer computerbasierten Angleichungsmethode zu einer Art digitalen Essenz des Tanzes verarbeitet. So soll eine bereinigte, körperlose Bewegung zum Vorschein kommen – ein ‚Tanz der Pixel‘. Als alternatives digitales Tanzdokument entsteht eine durchgehende Wolke aus sich bewegenden Pixeln. Diese in Relation zum tanzenden Körper erzeugte Partikelwolke kommt einer Visualisierung des yogischen Konzepts eines feinstofflichen Körpers nahe, das die Grundlage der indischen somatischen Praxis des Yoga bildet.

Der interdisziplinäre Künstler Kiraņ Kumār und der Software-Ingenieur Matthias Härtig arbeiten im Rahmen ihres Fellowships an hybriden computergestützten choreografischen Ansätzen zur digitalen Visualisierung des tanzenden Körpers. Auf der perspektivischen Ebene der „Somatik der Digitalität“ steht ihre Arbeit im Dialog mit dem yogisch-tantrischen Konzept eines „subtilen Körpers“, einem Ort der energetischen Verflechtung zwischen menschlicher Verkörperung und planetarischer Umwelt, und entwirft Skizzen für eine ökospirituelle Digitalität.

Kiraņ Kumār ist ein interdisziplinärer Künstler, Forscher und Autor. Seine Arbeit konzentriert sich auf die Entschlüsselung des menschlichen Körper-Geistes durch
eine dreifache Praxis des Tanzes als Kunst, Wissenschaft und Ritual – daraus resultieren Vorschläge, wie dieses Verständnis unsere heutige Welt bereichern kann. In Kumārs Werken treten diese transdisziplinären Untersuchungen durch Performance, Text, Video, Installation und Archivierung als Publikationsformen in einen Dialog mit drängenden persönlichen und globalen Problemen.
Mehr Infos zu Kiraņ Kumār

Matthias Härtig ist Programmierer für künstlerisch interaktive visuelle Anwendungen, Real-Time Visual Environments und Bühnenprojekte – speziell für die Bereiche Tanz, Theater, Musik und Computerkunst. Er ist Initiator der Arbeitsgemeinschaft DS-X.org und Gründungsmitglied der Trans-Media-Akademie Hellerau (TMA).

Workshop
Expanding Inscriptions: somatic/graphic/choreographic/computational
mit Kiraṇ Kumār


Dieser Workshop war eine zweitägige gemeinsame Erkundung unter der Leitung des Künstlers Kiraṇ Kumār. Er hat die fortlaufende gemeinsame choreografisch-computerbasierte Forschung zwischen Kiraṇ Kumār und dem Programmierer Matthias Härtig vorgestellt. Im ersten Teil wurde den Teilnehmer:innen ein somatisch-körperlicher Zugang zu geometrischer Zeichnung und Tanz vermittelt. Diese Praktiken leiten sich ab von den Hatha-Yoga-Techniken āsana (Körperhaltung) und prāṇāyāma (Atemmodulation) ebenso wie von kōlam-Zeichnungen in tamilischer Tradition. Darauf aufbauend erschlossen die choreographisch/computerbasierten Komponenten die Prinzipien des Tempel-Tanzes aus ganz Indien und Indonesien, welche durch meditative Visualisierung hervorgehoben wurden. In diesem Prozess wurden die Teilnehmenden durch die Live-Generierung und Modulation digitaler Partikel durch Motion-Capturing unterstützt.

Der Workshop Expanding Inscriptions: somatic/graphic/choreographic/computational folgte einem offenen und partizipativen Ansatz zwischen Ritual, spirituellen und digitalen Elementen der Tanzpraxis. Er bot eine Einführung in Kiraṇ Kumārs transdisziplinäre Praxis an der Schnittstelle von Tanz, bildender Kunst, neuen Medien und Schreiben. Durch Kumārs Auffassung von Wörtern, Bildern, Bewegungen, Klängen, Atem und Pixeln als plurale Modi der „Einschreibung“ rekonfiguriert sich Choreo-Graphie hier als eine Folge von tiefen Einschreibungen („Inscriptions“) in verschiedene Lebensräume: psycho-physische, soziopolitische, künstlerische, wissenschaftliche, philosophische, technologische Räume. 

Der Workshop fand am 19. + 20.11.2023 im Theater im Depot in Dortmund statt.

Das 2001 gegründete Theater im Depot in der Dortmunder Nordstadt, seit 2022 unter der künstlerischen Leitung von Jens Heitjohann, wurde als Produktions- und Spielstätte der Dortmunder freien Szene sowie durch das
FAVORITEN Festival bekannt. Mittlerweile liegt der Fokus auf überregionalen und internationalen Arbeiten aus dem Bereich der Performing Arts. Ein neues Tätigkeitsfeld besteht in der Etablierung einer Bühne für digitale und hybride Theaterformate (als Teil des Entwicklungsprojekts Digitale Kulturstadt Dortmund).
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Credits: Fotos Workshop: © Bernhard Siebert | Portrait Kiraņ Kumār: © Ulf Langheinrich

PACT Zollverein Essen | Marco Donnarumma: „I AM YOUR BODY“

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PACT Zollverein Essen | Marco Donnarumma: „I AM YOUR BODY“

FELLOW: Marco Donnarumma

MedienkunstfellowsFörderung

Was bedeutet Klang für Menschen, die ihn nicht hören? Wie hört man etwas, das man nicht hören kann? Im Projekt I AM YOUR BODY beschäftigte sich Marco Donnarumma bei PACT Zollverein künstlerisch und wissenschaftlich mit der Beziehung zwischen Klang, KI und dem Wissen, das in gehörlosen und schwerhörigen Körpern verankert ist.

Elektromechanische Wandler liegen auf dem Tisch, Muskelsensoren, die Körperliches – Bewegungen, Herzklopfen, das Blut, das durch die Venen fließt – hörbar und spürbar machen. Marco Donnarumma entwickelt Musikinstrumente, durch die der Sound des Körpers wahrnehmbar wird. Dafür arbeitete er mit KI-Robotik und neuen Interfaces für den musikalischen Ausdruck. Mit diesen Instrumenten konnte die fünfköpfige Forschungsgruppe im Rahmen des Projekts I AM YOUR BODY experimentieren. Es handelte sich dabei um Menschen, die von Geburt an gehörlos oder schwerhörig sind oder mit einem Cochlea-Implantat leben, von der 15-jährigen Jugendlichen bis zum 57-jährigen Elektromechaniker. Mit dieser sehr heterogenen Gruppe ging Marco Donnarumma der Frage nach, was Klang bedeutet und wie Sound durch gehörlose und schwerhörige Körper wahrgenommen wird. Das Projekt zielte darauf ab, das Verständnis von Klang über die Grenzen des normativen Hörens hinaus zu erweitern und die Interdependenz körperlicher Erfahrungen zu feiern.

Donnarumma ist selbst schwerhörig; 2014 bekam er die Diagnose eines genetisch bedingten, beidseitigen degenerativen Hörverlusts. Über ihre Erfahrungen tauschten sich die Teilnehmer*innen bei digitalen Treffen und in den Workshops aus. Deutlich wurde hier, „wie wichtig für gehörlose und schwerhörige Menschen ein physischer und geistiger Raum zum ungestörten Austausch von Gedanken, Bedenken und Fragen zu unseren körperlichen Erfahrungen ist“, so Marco Donnarumma. Gesprochen wurde darüber, was Klang alles sein kann – auch Vibration oder Licht. Mit Lichtfiltern konnte – basierend auf der individuellen Hörkurve – visualisiert werden, was jede*r Teilnehmer*in hört und was nicht. Die Recherche ist Inspiration für Donnarummas Soloperformance, die im September 2023 bei PACT Zollverein uraufgeführt wird. Ein Begleitprogramm mit Ausstellung, Videoinstallation, Vorträgen und Gruppendiskussion wird die Performance ergänzen und den kreativen Arbeitsprozess nachvollziehbar machen. Aufbauend auf feministischer Theorie und Critical Disability Studies, will dieses Projekt somit einen Dialog zwischen Bewegungsforschung, interaktiver Musik und Mensch-Computer-Interaktion fördern.

Marco Donnarumma (DE / IT) ist Künstler, Performer, Regisseur und Wissenschaftler und verwebt in seiner Arbeit seit Anfang der 2000er-Jahre Performance, Medienkunst und interaktive Computermusik miteinander. Er manipuliert Körper, kreiert Choreografien, entwickelt Maschinen, komponiert Klänge und verbindet so Disziplinen, Medien und neue Technologien zu einer eigenwilligen, sinnlichen und kompromisslosen Ästhetik. Donnarumma ist international bekannt für seine Solo-Performances, Bühnenproduktionen und Installationen, die sich über Genres hinwegsetzen und in denen der Körper zu einer sich wandelnden Sprache wird, um kritisch über Rituale, Macht und Technologie zu sprechen.
Mehr Infos zu Marco Donnarumma

Der 2002 gegründete PACT Zollverein in Essen ist ein Produktionshaus mit besonderem Fokus auf Performing Arts in Relation zu Wissenschaft, zeitgenössischer Theorie sowie sozialen Fragestellungen. Das Haus initiiert und fördert experimentelle, künstlerische und transdisziplinäre Formen der Wissensproduktion. Innerhalb eines internationalen Bühnenprogramms zeigt PACT Koproduktionen, Premieren und Gastspiele und realisiert im Bereich Plattform diskursive Formate wie Symposien und Festivals. Als Residenzort ist PACT zentrale Arbeits- und Wirkungsstätte für internationale wie regionale Künstler*innen. PACT ist gemeinsam mit sechs anderen zentralen Institutionen in Deutschland Mitglied des Bündnisses internationaler Produktionshäuser.
Mehr Infos zum PACT Zollverein

Fotos: © Dirk Rose

STERNA | PAU & Lisa Passing: „AUDIENCE PARTICIPATION LAB“

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STERNA | PAU & Lisa Passing: „AUDIENCE PARTICIPATION LAB“

FELLOW: lisa passing

MedienkunstfellowsFörderung

Theaterperformance mit Publikumsbeteiligung, Interaktion, Sensoren, Daten und IoT

Ein Stück, das nur mit der aktiven Teilnahme des Publikums stattfinden kann: Die Performancegruppe STERNA | PAU und die Webdesignerin Lisa Passing entwickelten digitale Tools für eine Inszenierung, die Theater und Computerspiele lustvoll miteinander verbindet.

Die Pandemie war eine Zeit, in der neue digitale Praktiken entwickelt wurden. Interaktivität und eine aktive Einflussnahme des Publikums bekamen eine ganz neue Bedeutung in Performances, die plötzlich nicht mehr im Theaterraum, sondern vor dem Bildschirm stattfanden. Die Performancegruppe STERNA | PAU wollte ebendiese Techniken und Handlungsweisen, die uns vor allem aus dem Computerspiel-Bereich bekannt sind, wieder ins Präsenztheater zurückführen. Aus Computerspielen stammende Tools wie Eingabe und Feedback oder Input und Output wurden auf ihre Eignung für den Theaterraum hin überprüft. Das Beteiligungskonzept der Produktion ghostlike wurde auf Basis von Fragestellungen entwickelt: Sollen konstant Daten aus dem Publikum gesammelt werden, ohne dass dieses aktiv werden muss – zum Beispiel indem man Geräusche mit Mikrofonen aufnimmt und darüber Projektionen beeinflusst? Oder kommen Controller zum Einsatz, die nur einzelnen Personen im Publikum zur Verfügung stehen und die beispielsweise Motoren in der Kleidung der Performer*innen aktivieren und diese so wissen lassen, wie sie sich verhalten bzw. bewegen sollen? ghostlike ist vom Genre der sogenannten Rogue-like-Spiele, einer Untergruppe von Computer-Rollenspielen, beeinflusst. Die Bezeichnung beruht auf dem Rollenspiel Rogue aus dem Jahr 1980, bei dem, aufgebaut aus verschiedenen Levels, ein Amulett in einem von Monstern bevölkerten Verlies gefunden werden muss. Für die Produktion wurden Taschenlampen im Publikum verteilt und farbig markierte Lichtsensoren an der Bühne befestigt – die Zuschauer*innen, die hier immer auch Teilnehmende waren, konnten also mittels Licht-Feedback aktiv Einfluss auf den Verlauf der Performance nehmen.

WO: Residenz im Maschinenhaus Essen, Haus Kunst Mitte in Berlin, BlueSquare und Ruhr Universität in Bochum, FFT Forum Freies Theater Düsseldorf

Die Premiere zu ghostlike fand am 25. Februar 2023 in Düsseldorf statt. Weiterentwicklung und Auswertung der Tools bis Ende 2023.

TEAM ghostlike
Konzept und Stückentwicklung: Maren Becker, Yasmin Fahbod, Lisa Passing, Laura Pföhler, Hannes Siebert, Jolanda Uhlig. Regie: Laura Pföhler. Performance: Maren Becker, Yasmin Fahbod, Hannes Siebert. Kreativtechnologie: Lisa Passing. Gamedesign: Hannes Siebert. Bühne & Video: Christopher Dippert. Bühnenbildassistenz: Lea Deckers. Kostüm: Jolanda Uhlig. Musik: Maren Becker, Laura Pföhler. Produktionsleitung: Laura Zielinski. Veranstaltungstechnik und Lichtdesign: Julius Kindermann. Sounddesign: Simon Nieder. Dramaturgie: Aidan Riebensahm, Laura Zielinski.

Lisa Passing (Berlin) hat Webdesign und – entwicklung studiert und arbeitet als Creative Technologist. Lisas Schwerpunkt ist Interaktion mit Technologie auf individueller und gesellschaftlicher Ebene. They verbindet Erfahrungen aus der Software- und Videospielentwicklung mit Aktivismus und Policy-Arbeit rund um Open Source und Open Data. Lisa ist Mitglied des feministischen Hacker*innen-Kollektivs Heart of Code.
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Credits: Fotos Audience Participation Lab: © Louisa-Marie Nübel | Portrait Lisa Passing: © privat

STERNA | PAU ist ein Theater- und Performance-Netzwerk aus Bochum, Dortmund und Berlin. Die Künstler*innen kreieren Theater für Jugendliche und Erwachsene und erproben dabei immer wieder neue Formen von Teilhabe. Gerne arbeiten sie mit nicht-menschlichen Akteur*innen zusammen und transferieren Theater in digitale Räume. Im Mittelpunkt stehen vor allem das Zusammenleben und Beziehungen in jeglicher Form sowie die Frage, wie diese durch Technik, Digitalität und Popkultur geprägt sind. Einem Theaterkollektiv, das queer-feministische Performances für junges Publikum produziert, die sich mit Themen wie Mythologie, Punk, Digitalisierung und Musik auseinandersetzen und nach Wegen des feministischen Geschichtenerzählens und feministischer Dramaturgien suchen. STERNA | PAUs Arbeiten wurden u.a. zum WESTWIND Festival, FAVORITEN Festival und HAU4 Artist Lab eingeladen. Das Kollektiv ist derzeit Teil des Freischwimmen Netzwerks und arbeitet gemeinsam mit dem FFT Düsseldorf an den aktuellen Produktionen ghostlike und trolllike.
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Credits: Fotos Audience Participation Lab: © Louisa-Marie Nübel | Portrait Lisa Passing: © privat

Universität zu Köln | MELT: „Counting Feelings“

A close-up photo of a booklet resting on a flat pillow made from curled-up white plastic ropes. The booklet's thick grey pages are held by a metal ring. The font OpenDyslexic reads the letters: Data Sets and Lists We Wished Existed. Collection made during the 3rd Counting Feelings workshop with Trans* and disabled participants
A grey booklet with the title "Data Set of Weight. Collecting of objects and materials within a blanket" held together by a large metal ring is dangling in front of a blanket made from knitted orange textile onto which a glossy plastic-like pocket is sewn on the right.
datasetofweight_01.jpg In the middle of this photo, an orange blanket floats, folds and rests across a dark grey bench. The blanket is made from a warm knitted textile, while the pockets are shiny and look smooth to the touch. From viewing alone, the contents of the pockets cannot be determined, but it is clear that the materials are different. Around the blanket, there is floor space with small white clay figures arranged around vinyl fonts. Above, there are two fabric sails: One is an orange textile, one is a fabric made from bubblewrap. On the left, a booklet is dangling down from above so that it can be picket up and read when sitting down and using the blanket.
Photographed from above, this image shows a flat pillow made from braided plastic ropes, on the center of which a grey booklet connected to a string rests. Two other elements on the grey floor are two statements printed in vinyl that read "(not) quantifiable" and "BYOB" with some more letters covered by small clay figures. More clay figures are arranged around these statements.
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Counting Feelings

Universität zu Köln | MELT: „Counting Feelings“

FELLOW: Ren Loren Britton & Iz Paehr (MELT)

MedienkunstfellowsFörderung

Laufzeit: 2022/23

In diesem Wintersemester 2022/23 laden MELT (Ren Loren Britton & Iz Paehr) zur Mitarbeit im Rahmen ihres Projekts Counting Feelings ein. 

Als Medienkunstfellows sind MELT Gäste des Fachbereichs Kunst & Kunsttheorie, geben Einblicke in ihre Praxis, und suchen den Austausch zu trans*feministischen und Disability Justice Datenpraktiken mit Studierenden, Kolleg*innen, Forscher*innen, Künstler- und Designer*innen. MELT wird ein Datencenter als Satellit der Bibliothek des Fachbereichs Kunst gründen und die Frage untersuchen, wie und mit welchen Absichten die Erfahrungen marginalisierter Gruppen als Daten quantifiziert und gezählt werden, und wie wir mit Daten anders – oder anderes – erzählen können. Counting Feelings ist ein spekulatives Projekt, das ausgehend von dem strukturellen Wissen und der persönlichen Erfahrung noch-nicht-existierender Datensammlungen konzipiert und erprobt. 

In drei Workshops werden Mittel und Werkzeuge der Datenerhebung erforscht, um technische und soziale Strukturen weiterzuentwickeln, so dass sie sich auf liebevolle Weise mit dem Wissen von Trans* und behinderten Menschen auseinandersetzen. 

Das Projekt findet in Zusammenarbeit mit Jun.-Prof. Dr. Konstanze Schütze statt. Für Studierende bieten MELT darüber hinaus das Blockseminar Counting Feelings: Coalitional Politics and Artistic Research an.

MELT entwickelt derzeit Projekte entlang vier verschiedener Forschungslinien: ACCESS SERVER, The Meltionary, COUNTING FEELINGS und Zeitgeber. Aufgekocht werden Praktiken des Gestaltens und künstlerischen Forschens, die materielle und infrastrukturelle Transformationen generieren und mit Transfeminismen und Disability Justice brodeln. Mit Veränderung und Schmelzprozessen in einer kaleidoskopartigen Form arbeitend, werden mehrere Themen gleichzeitig engagiert: Klimawandel, das Potenzial für politische Neuformulierungen, kritische technische Praxis und die Schaffung von Zugang / Access. MELT teilt Arbeiten in Form von Videos, Installationen, Websites, Vorträgen und Workshops.
Mehr Infos zu MELT

Tranksripte, Aufzeichnungen und PDFs aller Datensätze und Listen, die während der Stipendienzeit entwickelt wurden, sowie weitere Informationen zur Podcast-Episode sind hier zu finden.


VERANSTALTUNGEN ZUM PROJEKT
COUNTING FEELINGS

21.–25. November 2022 Forschungswerkstatt mit Workshop I The Autistic and Trans* Coalition Data Center

WORKSHOP I
21. November 2022, 10 – 15 Uhr

Sprache: Englisch (teilweise Übersetzungen ins Deutsche möglich)

Counting Feelings: The Autistic and Trans* Coalition Data Center [Das Datenzenter für autistische und Trans* Erfahrungen]: In diesem spekulativen Design-Workshop konzipieren und besuchen wir das Autistic and Trans* Coalition Data Center, das Datensets enthält, die sich liebevoll mit autistischen und trans*gender Erfahrungen beschäftigen. Dieses fiktive Datencenter sammelt ausschließlich Daten, die von Trans*gender und behinderten Menschen für wichtig befunden werden. Grundlage des Datencenters ist eine Offenheit gegenüber unseren geteilten und vielfältigen Erfahrungsmustern, (fehlenden) Zugängen zu Gesunheitsversorgung und Diagnosen. Deshalb bietet das Datencenter Informationen über persönliche und medizinische Statistiken die anderswo (noch) nicht existieren. Wir werden gemeinsam (er)zählen, schreiben, voraussagen, und Puzzle lösen um aus kollektiven Erfahrungen mutmachende und widerständige Praktiken gegen Datenpraktiken zu entwickeln, die Zukünfte verschließen.

WORKSHOP II: 
12.–16. Dezember 2022 Forschungswerkstatt mit Workshop II Collecting Data as a Counter-Practice (15. Dezember 2022, 10 – 15h) WORKSHOP

WORKSHOP III
23.–27.01.23 Forschungswerkstatt mit Workshop III Building Datasets (26. Januar 2022, 10 – 15h); der Workshop wird online stattfinden!

Ausstellung
14.04.23, 17h – 20h: Eröffnung
18.04. – 11.05.23: Öffnungszeiten sind Di., Mi., Do., 10h – 16h
Veranstaltungsort: BIB (Raum 2.214) Gronewaldstr. 2, Köln, 50931 Google Karte anzeigen
Zugänglichkeit: Die Bibliothek ist über einen Aufzug zu erreichen. Eine detaillierte Beschreibung zu den Räumlichkeiten des Veranstaltungsortes kann in Deutsch und Englisch heruntergeladen werden.

Zum Blogpost mit weiteren Informationen hier entlang.

Das Department Kunst & Musik der Universität zu Köln untersucht Methoden künstlerischer Forschung und unterstützt den Diskurs zu gesellschaftlichen Transformationsprozesse und Ansätzen einer diskriminierungskritischen Lehre & Forschung in der Lehrer*innenbildung.

Die Professur Kunst Medien Bildung untersucht aktuelle ästhetische Praxen vor
dem Hintergrund postdigitaler Herausforderungen und unternimmt regelmäßige teilnehmende Bestandsaufnahmen kritischer Medienpraxis/-kultur/-wissenschaft.
Mehr Infos zu den Forschungsprojekten

Credits: © MELT

Temporary Gallery – Zentrum für zeitgenössische Kunst | Kris Dittel: „UNRULY KINSHIPS“

Gabris, Robert, 100x70cm, pencil on cardboard, Vienna 2022
Juurak, Krõõt_ Bailey, Alex_ FNW_7225 xx www m
Exhibition view_ Pauline Curnier Jardin + The Feel Good Cooperative (The Death of the Pope)
Exhibition view_ Nicole Baginski, Jay Tan, Clementine Edwards
Selman, Selma_ gold
Edwards, Clementine_ Rice Huisje Rice, gold leaf, silver leaf, copper leaf glue, 2022
Aiwen, Yin_ Relationship Consulate station_ Liquid Dependencies at Framer Framed_ photographed by Samuel White Evans
Aiwen, Yin_ Relationship Consulate station_ Liquid Dependencies at Framer Framed_ photographed by Samuel White Evans_

Temporary Gallery – Zentrum für zeitgenössische Kunst | Kris Dittel: „UNRULY KINSHIPS“

FELLOW: Kris Dittel

MedienkunstfellowsFörderung

Laufzeit: März bis Dezember 2022

Kris Dittel ist derzeit Medienkunstfellow NRW an der Temporary Gallery – Zentrum für zeitgenössische Kunst in Köln. Während ihres Stipendiums ist sie an dem Forschungsprojekt Unruly Kinships zu Formen der Verwandtschaft beteiligt, in dem sie über utopische Formen der Verwandtschaft jenseits von Eigentumsverhältnissen und der sozialen Reproduktion von Normen spekuliert. Es geht um eine Kritik an der Kernfamilie mit dem Ziel, den hinterfragenden Geist auf Praktiken des kollektiven Lernens, des Teilens und des Nachdenkens über andere Formen der Organisation des Lebens und der sozialen Reproduktion auszuweiten. Kris Dittel interessiert sich für Themen wie die Abschaffung der Familie, queere Verwandtschaft, reproduktive Gerechtigkeit, die Rolle der Technologie bei der Gestaltung von Beziehungen sowie Überlegungen zur Kindererziehung. Das Projekt zielt darauf ab, gemeinsam über die Frage nachzudenken, wie Gemeinschaften aufgebaut werden können, die über die normative Familieneinheit hinausgehen, in einer Welt, die darauf ausgerichtet ist, soziale Beziehungen über die private sozioökonomische Organisation der Kernfamilie zu regeln. Anstatt neue Modelle oder universalistische Ideale zu präsentieren, will das Projekt von der Idee der Blaupausen abweichen und hofft, gemeinsam die Frage zu erörtern, wie Gemeinschaften aufgebaut werden können, die über die normative Familieneinheit hinausgehen, in einer Welt, die darauf ausgerichtet ist, die sozialen Beziehungen über die private sozioökonomische Organisation der Kernfamilie zu regeln.

Das Projekt beinhaltet eine gemeinsame Forschung zwischen der Stipendiatin Kris Dittel und der Direktorin der Temporary Gallery, Aneta Rostkowska. Zusätzlich findet die Studiengruppe Unruly Kinships statt. Diese Reihe von Treffen zielt darauf ab, gemeinsam über die Art und Weise nachzudenken, wie wir Beziehungen in und mit der Welt außerhalb der Kernfamilienstruktur gestalten. Die Treffen finden monatlich online statt. Jede Sitzung wird von einem eingeladenen Gast geleitet, darunter Künstler*innen, Denker*innen, Dichter*innen, Aktivist*innen und andere.

Kris Dittel ist Kuratorin, Redakteurin und gelegentliche Autorin in Rotterdam. Ausgehend von ihrem Hintergrund in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften achtet sie in ihrer kuratorischen Praxis auf den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kontext ihrer Arbeit. Ihre langfristigen Forschungsprojekte werden auf vielfältige Weise realisiert: in Form von Ausstellungen, Performances, Publikationen, Vorträgen, öffentlichen Veranstaltungen und anderem. Zu ihren jüngsten Forschungsinteressen gehören Unruly Kinships (Temporary Gallery, Köln 2022); The Voice as Material (Post-Opera bei TENT, V2_, Operadagen Rotterdam, 2019); und The Question of Value (The Trouble with Value bei Bunkier Sztuki, Krakau und Onomatopee, Eindhoven, 2016-19). Zusammen mit Eloise Sweetman ist Kris Dittel Co-Moderatorin von I Hope This Message Finds You Well, einem Podcast über das Kuratieren.

Ihre neueste Veröffentlichung, The Material Kinship Reader, die sie gemeinsam mit Clementine Edwards herausgegeben hat, befasst sich mit Material jenseits der Extraktion und Verwandtschaft abseits der Kernfamilie (Onomatopee, 2022). Zu ihren früheren Sammelbänden gehören The Trouble with Value: Art and Its Modes of Valuation (Onomatopee, 2020), Marjolijn Dijkman: Radiant Matter (Onomatopee, 2018), The Economy is Spinning (Onomatopee, 2017) und Antonis Pittas: Road to Victory (gemeinsam mit Clare Butcher herausgegeben, Mousse Publishing und Hordaland Kunstsenter, 2017).
Mehr Infos zu Kris Dittel


VERANSTALTUNGEN ZUM PROJEKT
UNRULY KINSHIPS

FORMS OF KINSHIP — ON FAMILY ABOLITION
Vortrag von Sophie Lewis
16. März 2022


Die Abschaffung der Familie ist ein aufgeladener Begriff, der oft augenblicklich die Reaktion „Aber ich liebe meine Familie!“ hervorruft. Mit Sophie Lewis werden wir diskutieren, was mit Familienabschaffung gemeint ist, was sie mit Liebe und kollektiver Fürsorge zu tun hat, warum wir die Familie und ihre utopische Vision abschaffen sollten. Sophie Lewis wird auch darüber nachdenken, was die Abschaffung der Familie in politischen Kontexten bedeutet, in denen die indigene, minoritäre und rassifizierte Familie immer schon vorher abgeschafft ist.
Dokumentation des Vortrags FORMS OF KINSHIP — ON FAMILY ABOLITION

FORMS OF KINSHIP — THE MATERIAL KINSHIP READER
Gespräch mit Kris Dittel, Clementine Edwards und Vortrag von Joannie Baumgärtner
29. April 2022


Was bedeutet es, die eigene Nähe, die Verstrickungen oder gar die Verwandtschaft mit der materiellen Welt anzuerkennen? Und was bedeutet es, Familienstrukturen zu hinterfragen — die Art und Weise, wie sie bestimmte Lebensformen organisieren, ihnen Zwänge auferlegen und sie abweichen lassen — und in anderen Möglichkeiten der Verwandtschaftsbildung zu verweilen?

The Material Kinship Reader ist nicht nur ein fröhliches Überdenken von Objekten oder ein polyamores Herumtollen in Beziehungen — das Buch rechnet mit der extraktivistischen Geschichte von Material und den sozialen Beziehungen, die einen Großteil des heutigen Lebens bestimmen, ab.
Mehr Infos zum FORMS OF KINSHIP – THE MATERIAL KINSHIP READER

FORMS OF KINSHIP — RADICAL DREAMING
Workshop mit Georgy Mamedov
15. Mai 2022


Für viele Menschen ist Schlaf in stressigen Situationen eine Strategie der Flucht. Wir wollen einschlafen, in der Hoffnung, dass nach dem Aufwachen der stressige Zustand vorbei ist. Der Schlaf ist ein vorübergehender Zustand, ein Zufluchtsort vor der bedrängenden und schrecklichen Realität. In Träumen erscheinen komplexe, sonst nie zuvor erfahrene Welten und nie zuvor erlebte Gefühle. Träume haben die Kraft, zu erschrecken und zu beunruhigen, aber auch zu heilen und zu befreien. Träumen ist eine sehr persönliche, sogar intime Erfahrung, die oft zu peinlich ist, um sie mit anderen zu teilen.

Doch genau das möchte ich tun – Freunde und Fremde in meinen Traum einladen; jeden die Traumwelt, die ich selbst einmal besucht habe, erforschen und besiedeln lassen. Es ist eine Welt, in der die Menschen die Chance haben, ewig zu leben. Doch wenn und falls sie sich entscheiden zu sterben, verwandeln sie sich in menschenerschaffene Objekte. Welches Objekt würden Sie nach dem Tod werden wollen? Was bedeutet der Tod überhaupt? Was geschieht mit Verwandtschaft, Liebe und Zugehörigkeit in einer Welt, in der der ontologische Unterschied zwischen dem Menschlichen und dem Nicht-Menschlichen willkürlich wird? Wir werden gemeinsam in diese Fragen eintauchen und versuchen, einige Antworten zu finden, die möglicherweise etwas Licht und Hoffnung in unsere gegenwärtige düstere und beängstigende Welt bringen.
Mehr Infos zu FORMS OF KINSHIP – RADICAL DREAMING

FORMS OF KINSHIP — THE POWER OF DREAMS
Lesung und Talk mit Georgy Mamedov

16. Mai 2022

In Träumen sind Alltäglichkeit, Fantasie, individuelle Ängste und kollektive Sehnsüchte oft auf die seltsamste Weise miteinander verbunden. Können wir die Kraft dieser seltsamen Gegenüberstellungen möglicherweise für eine radikale (Neu-)Vorstellung der Welt, in der wir leben, nutzen? Audre Lorde beginnt ihre Notes from a Trip to Russia (1976) mit der Erinnerung an einen erotischen Traum während ihres Besuchs in Moskau. Georgy Mamedov wird dieses kurze Fragment als Einladung zu einem Gespräch über die Macht der Träume als Mittel radikaler Imagination lesen. Lasst uns Träume teilen und sehen, wohin sie uns führen!
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FORMS OF KINSHIP – POLYSEXUAL ECONOMY
Reading Group mit Bini Adamczak
24. August 2022

Der Liebesmarkt basiert auf der Konkurrenz der Liebenden zueinander, wie jeder andere Markt einzig auf der Konstruktion von Knappheit. Es gibt genug Lover für alle, aber nicht alle bekommen einen ab, bzw. zehn. Die Theorie der Polysexuellen Oekonomie fasst Sexualität als Wertform, von der Seite des Austauschprozesses her. Sie lässt die Möglichkeit einer sexuellen Oekonomie erblicken, die zum ersten Mal in der Geschichte nicht ständisch-feudal, nicht rassexistisch-segregationistisch strukturiert wäre, ein universeller (Welt)Markt, auf dem alle Körper als Waren auftreten, ineinander tauschbar sind (welche Verzögerung, siehe 1789). Liberalisierung der Oekonomie ist aber Abschaffung ihrer Begrenzungen, nicht bereits Abschaffung der Oekonomie, um die es geht. Gesucht wird ein Modus von Vergesellschaftung, der weder der (unterkonsumptiv-)krisenhafte des Single-Marktes ist, noch der des Paars, des Ehevertrags, Handelsabkommen auf Lebensabschnittszeit. Weder protokapitalistische Oekonomie allgemeiner Konkurrenz also, noch sozialistische, Planwirtschaft, die die Armut (eine und nur eine Ware Anziehungskraft für jede[n?]) für die Ewigkeit verwaltet.

Bini Adamczak (Berlin) arbeitet als Philosophin und Künstlerin und schreibt über politische Theorie, queere Politik und die vergangene Zukunft von Revolutionen. Sie hat den Begriff „circlusion“ erfunden und ist die Autorin von Communism for Kids (MIT) und Yesterday’s Tomorrow. On the Loneliness of Communist Specters and the Reconstruction of the Future (MIT). Zusammen mit Konstanze Schmitt entwickelte sie das Theaterstück Everybody Needs Only You. Love in Times of Capitalism (Berlin 2019).
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FORMS OF KINSHIP — ANCESTRAL SPIRITS
Gespräch mit Khanyisile Mbongwa und Li’Tsoanelo Zwane
7. September 2022

Im Gespräch werden die Kuratorin Khanyisile Mbongwa und die Forscherin und Heilerin Li’Tsoanelo Zwane Geister der Vorfahren diskutieren, und wie sie verschiedene Ebenen der Verwandtschaft herstellen. Sie werden die Art und Weise erörtern, wie sie sich als Sangoma (Schamane/indigene spirituelle Heiler) zueinander verhalten, wie wir die Beziehungen zu idlozi – singulären und pluralen Ahnengeistern, mit denen man seinen Körper teilt (Zwane, 2021) – gestalten können, und die Bruderschaft mit ubuNgoma (die als der übergreifende theoretische und pragmatische Rahmen definiert werden kann, der die Arbeit der Sangomas bestimmt) (Zwane, 2021). Die Diskussion wird sich auch um die Verwandtschaft aus der Perspektive der weiblichen und männlichen Energien drehen, die keine statischen Rollen sind, sondern fließend und immer im Wandel. Mbongwa wird erläutern, wie diese Form der Verwandtschaft ihre kuratorische Praxis der Pflege und Heilung beeinflusst.
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FORMS OF KINSHIP – DADDY RESIDENCY
Gespräch mit Nahee Kim und Jiyoung Kim
31. Oktober 2022

Die Künstlerin Nahee Kim und die Wissenschaftlerin Jiyoung Kim werden im Gespräch Nahee Kims Projekt Daddy Residency diskutieren. Daddy Residency ist ein Projekt über Nahee Kims Familienplanung mit ihrem ungeborenen Baby und mehreren biologisch nicht verwandten Vätern. Das Projekt ist Kims Versuch, darüber nachzudenken, wie sehr unsere Normen und Wünsche in Bezug auf Familie als „natürlich“ programmiert sind und wie Kim als Individuum in der hetero-patriarchalen Gesellschaft diese außer Kraft setzen kann. Im Jahr 2019, in der Anfangsphase des Projekts, veröffentlichte Kim ihren Plan, ein Baby per IVF zu bekommen und es mit mehreren temporären Vätern großzuziehen, die im Rahmen eines offenen Aufrufs ausgewählt werden. Das Geschlecht der Bewerber spielt dabei keine Rolle, sie würden für ihre Arbeit bei der Kindererziehung entschädigt werden.
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FORMS OF KINSHIP – NEUROQUEER INTIMACIES
Veranstaltung mit Francisco Trento
8. Dezember 2022

Während der Veranstaltung wird Francisco Trento zwei laufende Projekte zum Thema nicht-neurotypische intime Beziehungen vorstellen, die vom Standpunkt des neurotypischen Privilegs abweichen. Francisco wird ihre Forschungen über die Stigmatisierung von Neurodiversität in Online-Dating-Plattformen vorstellen und Auszüge aus einem Artikel präsentieren, der demnächst in der Zeitschrift Culture Unbound veröffentlicht wird. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden sie einen Zine-Prototyp vorstellen, T*nder-bender (entwickelt im Rahmen der UrbanApa Home Residency). Das Zine thematisiert Erfahrungen mit Stigmatisierung in der Online-Dating-Szene als neurodiverse Person. Obwohl dieses Projekt stark mit dem Jammern verbunden ist, betont es den neuroqueere SPASS. Aus diesem Grund enthält der Prototyp auch fiktive, spielerische Dating-App-Profile, die einen freudigen Ansatz für mehr-als-menschliche und neuroqueere Ansätze für Intimität zeigen; Profile, die neurodivergente Eigenschaften wie Stimming, Stottern, Überempfindlichkeit und Überwältigtsein durch Texturen, Geräusche und überfüllte Umgebungen wertschätzen. Das Zine zeigt gegensätzliche Dating-App-Profile aus der Perspektive nicht-menschlicher Subjekte wie Steine, Bäume und Spielzeuge auf der Suche nach einer intimen Beziehung. Die konzeptionellen Verbündeten des Zines sind, neben vielen anderen, Remi Yergeaus Buch Authoring Autism: On Neurological Queerness und Sophie Lewis‘ Abolish the Family.
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FORMS OF KINSHIP – ON THE (FEMINIST) CONTRADICTIONS OF PARENTING
Mit Karina Kottová und Barbora Ciprová
13. Dezember 2022

Festhalten – Loslassen
Elternschaft in Zeiten der vielfältigen globalen Krisen wirft viele Fragezeichen auf. Woran können wir uns orientieren und welche Modelle können wir verfolgen oder etablieren, um Kinder mit Zukunft zu erziehen, die in der Lage sind, nachhaltigere und liebevollere Bedingungen für Leben, Bildung, Beziehungen, Arbeit und Erfüllung mitzugestalten?

Der Online-Vortrag und das Screening bieten einen Einblick in Texte und Forschungsmaterialien zu verschiedenen Modalitäten der Elternschaft und der Beziehungen zu Kindern, die zur Vorbereitung eines internationalen Ausstellungsprojekts mit dem Titel Beyond Nuclear Family verwendet wurden, das vom Kuratorenkollektiv der Jindřich Chalupecký Society in Prag, Berlin und New York präsentiert wurde. Während des Vortrags und der anschließenden Diskussion werden die beiden Kuratorinnen einige der oft widersprüchlichen Standpunkte und Vorschläge zu Elternschaft und Eltern-Kind-Perspektiven untersuchen, die aus der feministischen Theorie und der belletristischen, psychologischen und anthropologischen Literatur stammen. Sie werden Themen wie (unsichere) Bindung, (De-)Privatisierung der Betreuung oder „Tribalisierung“ von Erziehungsstilen diskutieren. Der Vortrag wird Ausschnitte aus Bewegtbildarbeiten enthalten, die Teil der Ausstellung Beyond Nuclear Family waren.

Karina Kottová ist Kuratorin und Theoretikerin für zeitgenössische Kunst und lebt in Prag, Tschechische Republik. Derzeit ist sie Direktorin der Jindřich Chalupecký-Gesellschaft. Zu den von ihr gegründeten und mitbegründeten Projekten gehören INI Project, ein unabhängiger prozessorientierter Projektraum, der Věra Jirousová Award für Kunstkritiker oder UMA Audioguide. Sie interessiert sich für die psychologischen und emotionalen Auswirkungen aktueller gesellschaftspolitischer Herausforderungen sowie für feministische Theorie und das subversive Potenzial der sogenannten „weiblichen“ Eigenschaften wie Empathie, Irrationalität oder Intuition. Seit 2010 hat sie über 60 Ausstellungen, Projekte und Festivals kuratiert, sowohl in der Tschechischen Republik als auch international – in unabhängigen Institutionen und Museen in New York, Washington D.C., Berlin, Helsinki, Diepenheim (NL) oder Gdansk (PL). Sie hat mit prominenten Künstlerinnen und Künstlern aus verschiedenen Bereichen an groß angelegten Projekten und Aufträgen für neue Kunstwerke gearbeitet. Im Jahr 2019 veröffentlichte Display ihre Monografie Institution and the Viewer.

Barbora Ciprová ist eine in Prag lebende Kuratorin und Musikerin. Sie studierte an der Fakultät für Geisteswissenschaften der Karlsuniversität in Prag und an der Fakultät für Bildende Künste in Brünn. Neben ihren unabhängigen kuratorischen Projekten, vor allem in regionalen Galerien, arbeitet sie bei der Jindřich-Chalupecký-Gesellschaft, zunächst als Produktionsleiterin, dann als Teil des kuratorischen Kollektivs und als stellvertretende Direktorin. In ihrer Praxis konzentriert sie sich auf den Einfluss der physischen oder kulturellen Umgebung auf den inneren „Raum“ einer Person, sei es im Kontext von Kunst, Anthropologie oder Psychologie.

Beyond Nuclear Family ist das dritte Kapitel des Langzeitprojekts Islands: Possibilities of Togetherness der Jindřich Chalupecký-Gesellschaft. Es ist auch Teil der internationalen Plattform Islands of Kinship: A Collective Manual for Sustainable and Inclusive Art Institutions, die von der Europäischen Union kofinanziert wird.

Die Temporary Gallery – Zentrum für zeitgenössische Kunst ist eine gemeinnützige Institution für zeitgenössische Kunst in Köln. In 2009 als Kunstverein gegründet, wurde sie in den Jahren 2012-2018 von der Kunsthistorikerin und Kuratorin Regina Barunke geleitet. Im Januar 2019 hat Aneta Rostkowska die Leitung der Galerie übernommen. In Einzel- und Gruppenausstellungen stellt die Temporary Gallery junge oder wiederentdeckte, vielfach internationale Positionen vor. Seit 2014 wird die Temporary Gallery von der Stadt Köln als Zentrum für zeitgenössische Kunst institutionell gefördert.
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Abb. Quelle: @ Konrad Klapheck. The Superman (Der Supermann), 1962. Ludwig Museum I © Christopher Leaman. Sophie Lewis, 2019 I © Pan Yannan I Foto: Bini Adamczak © Chris Grodotzki | Gabris, Robert, 100x70cm, pencil on cardboard, Vienna 2022

Stiftung Zollverein | Julia Kaganskiy & Juliette Bibasse: „A Model World“

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Stiftung Zollverein | Julia Kaganskiy & Juliette Bibasse: „A Model World“

FELLOWS: Julia Kaganskiy & Juliette Bibasse

MedienkunstfellowsResearch

Laufzeit: Dezember 2021 bis Juni 2022

A Model World ist ein Forschungsprojekt, das sich mit neuen Techniken zur Veränderung des Klimas, allgemein bekannt als Geoengineering, beschäftigt und diese aus Sicht der visuellen Kultur betrachtet. Es wurde von den Kuratorinnen Julia Kaganskiy und Juliette Bibasse im Frühjahr 2021 initiiert und läuft derzeit noch.

Wie der Kunsthistoriker T.J. Demos betont, scheint die Vorstellung, dass wir im Zeitalter des Anthropozäns leben, „die Notwendigkeit von Geoengineering zu implizieren“. Es lohnt sich daher, darüber nachzudenken, wie es dazu gekommen ist und wie spezifische Formen der Repräsentation, der Wissensproduktion, der Macht und des Begehrens das Konzept der Klimamanipulation nicht nur denkbar, sondern (für einige wenige Privilegierte) auch greifbar gemacht haben.
Einige würden sagen, dass der Mensch das Klima schon die ganze Zeit unabsichtlich verändert hat, so dass wir das Steuer genauso gut selbst in die Hand nehmen können. Diejenigen, die diesen Standpunkt vertreten, neigen dazu, die Klimasysteme der Erde als leichter zu regulieren anzusehen als die menschlichen Aktivitäten, die sie gestört haben. Viele Wissenschaftler*innen warnen jedoch davor, dass wir die Umweltsysteme einfach nicht gut genug verstehen, um mit Zuversicht technische Lösungen einzuführen, und weisen darauf hin, dass die potenziellen Risiken zu groß sein könnten, um etwas wie Geoengineering verantwortungsvoll zu versuchen. Andere befürchten, dass Geoengineering ein „moralisches Risiko“ darstellt, da es die politische und soziale Notwendigkeit, die Emissionen fossiler Brennstoffe zu reduzieren, verringert. Trotz dieser Bedenken berücksichtigt der Zwischenstaatliche Ausschuss für Klimaänderungen (IPCC) der Vereinten Nationen seit 2018 in seinen Modellprognosen Klimamaßnahmen wie den großflächigen Abbau von Kohlendioxid und stellt fest, dass eine Begrenzung der Erderwärmung auf weniger als 1,5 °C nicht mehr allein durch die Senkung der Emissionen erreicht werden kann. Sogar Solar Geoengineering, der radikalere und riskantere Ansatz, wird von einigen als „unvermeidlich“ angepriesen.

Unser Forschungsinteresse an diesem Thema wurde zum Teil durch mehrere neuere populärwissenschaftliche Bücher wie Holly Jean Bucks After Geoengineering, Oliver Mortons The Planet Remade und Elizabeth Kolberts Under a White Sky angeregt, aber auch durch die Beobachtung, dass Künstler*innen langsam beginnen, sich in diesen Bereich vorzuwagen, indem sie die Geschichte der vom Menschen gestalteten Eingriffe in das Klima erforschen, technologische Lösungsansätze für das Umweltmanagement problematisieren, die implizite materielle Wiederherstellung der Atmosphäre untersuchen und ethische Fragen darüber aufwerfen, wem diese Eingriffe letztendlich zugutekommen.

Dank des Forschungsstipendiums des Medienwerks NRW konnten wir einen einmonatigen Aufenthalt in der Zeche Zollverein in Essen absolvieren, der im Rahmen des ersten Künstleraufenthalts des NEW NOW Festivals stattfand. Nordrhein-Westfalen schien uns aufgrund seiner Bergbauvergangenheit und seines Schwerpunkts auf industrieller Innovation ein geeignetes Terrain zu sein, um unsere Recherchen zu aktuellen technologischen Lösungen für den Klimawandel durchzuführen. Das Stipendium und der Aufenthalt gaben uns die Möglichkeit, die Wissenschaft des Geoengineering und die kritischen Diskurse, die es umgeben, zu vertiefen sowie Interviews mit Wissenschaftler*innen, Forscher*innen, Künstler*innen und Kurator*innen zu führen, deren Arbeit sich mit diesem Themenbereich überschneidet.

Heute ist Geoengineering noch weitgehend hypothetisch, aber wie die Umweltsoziologin Holly Jean Buck anmerkt, „ist es ein Thema, das wahrscheinlich nicht verschwinden wird, bis entweder ernsthaft Schadensbegrenzung betrieben oder das Konzept des Geoengineering durch etwas Besseres ersetzt wird; solange sich der Klimawandel verschlimmert, ist das Gespenst immer da“.

Die Ergebnisse unseres Aufenthalts und unsere bisherigen Forschungen sind auf der Projektwebsite zu finden: www.a-model-world.net/

Julia Kaganskiy ist eine unabhängige Kuratorin und Kulturstrategin, die in den Bereichen Kunst, Design und Technologie arbeitet und sich auf die Förderung der interdisziplinären Zusammenarbeit konzentriert.

Seit 2009 setzt Juliette Bibasse ihre Fähigkeiten in der digitalen Kunstszene ein und schafft Verbindungen und Möglichkeiten zwischen Künstler*innen, Festivals und kulturellen Akteur*innen.
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Die gemeinnützige Stiftung Zollverein wurde 1998 von der Stadt Essen und dem Land Nordrhein-Westfalen gegründet, Zustifter ist der Landschaftsverband Rheinland. Neben der Förderung von Kultur und Denkmalpflege hat die Stiftung die zentrale Aufgabe, die Bestandsgebäude und Anlagen des UNESCO-Welterbes Zeche und Kokerei denkmalgerecht zu erhalten, zu sichern und für eine künftige Nutzung zu entwickeln.
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Abb. Quelle: www.a-model-world.net

Fringe ensemble | Fehime Seven: „SHARING SPACE“

MAP TO UTOPIA

Fringe ensemble | Fehime Seven: „SHARING SPACE“

FELLOW: Fehime Seven

MedienkunstfellowsPerformance

Laufzeit: Fortlaufend

Das Projekt SHARING SPACE möchte die Rahmenbedingungen einer Performance neu denken, erweitern und mit ursprünglichen Formaten verbinden. Es soll eine Situation erschaffen werden, in der ein hybrides Publikum sich als Gemeinschaft erlebt. Ziel ist es zu erforschen, wie sich das neue Verständnis von Begegnung und Nähe auf den Theaterraum auswirkt.

Die Forschung wird an der Zusammenarbeit von Fehime Seven und dem fringe ensemble im Projekt Map to Utopia anknüpfen. Das Projekt, eine deutsch-türkische Kooperation, entwickelte von 2019 bis 2020 ein interaktives Performancedesign, welches Corona bedingt zunächst als ein hybrides dann als ein rein digitales Format entwickelt wurde. Auf eine Produktion hinzuarbeiteten, ermöglicht gewisse Rahmenbedingungen, technische sowie inhaltliche Möglichkeiten im Detail zu erforschen und zugleich das Feedback des Publikums zu sammeln.

Das Fellowship erlaubt einerseits einen Schritt zurückzutreten und subjektive Erfahrungen zu überprüfen, den Blick zu öffnen für neue Formate, und andererseits die erfolgreiche Zusammenarbeit fortzuführen. 

Fehime Seven ist Informatikerin und Autorin aus Istanbul, Türkei. Sie drehte Dokumentar- und Kurzfilme an verschiedenen Orten in Europa und machte ihren Abschluss an der IT University of Copenhagen im Fachbereich Game Technology. Neben ihrem Studium arbeitete sie bei Makropol als XR-Entwicklerin. Außerdem war Lehrassistentin für den Kurs „Programming for Designers“. Seit 2019 arbeitet sie an ihrem neuen gamifizierten, preisgekrönten Theaterprojekt „Map To Utopia“ in Zusammenarbeit mit dem Fringe-Ensemble und Platform Theatre. Sie arbeitet weiterhin als freiberufliche Entwicklerin an verschiedenen Game- und Transmedia-Projekten.

VERANSTALTUNGEN ZUM PROJEKT MAP TO UTOPIA

VORSTELLUNGSTERMINE
Die Vorstellungen fanden hybrid statt. Das bedeutet, Sie konnten im Theater im Ballsaal in Bonn sowie digital teilnehmen.

in deutscher Sprache
Freitag, 30. September 2022
Samstag, 01. Oktober 2022

Performance in Englisch
Freitag, 07. Oktober 2022
Samstag, 08. Oktober 2022
Tickets und weitere Informationen hier

Samstag, 08. Oktober, 10 Uhr bis 18 Uhr
eintägige Konferenz in englischer Sprache
im Theater im Ballsaal und online
Tickets und weitere Informationen hier

Das Bonner fringe ensemble wurde 1999 von Frank Heuel gegründet. Unter seiner Leitung sind bislang über 80 Produktionen, Projekte und Projektreihen entstanden. Das fringe ensemble arbeitet mit einem freien und offenen Ensemble freiberuflicher, professioneller Schauspieler*innen – ergänzt durch produktionsabhängig ausgesuchte Musiker*innen, Videokünstler*innen und Autor*innen.
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Abb.: © fringe ensemble |  © Fehime Seven | © Tanja Evers

Burg Hülshoff – Center for Literature | Andreas Bülhoff: „TAB TALKS“

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Burg Hülshoff – Center for Literature | Andreas Bülhoff: „TAB TALKS“

FELLOW: Andreas Bülhoff

MedienkunstfellowsResearch

Laufzeit: Dezember 2021 bis Juni 2022

Schriftstellerische Arbeit findet heute am Computer statt…

Texte werden zu großen Teilen am Computer geschrieben und gelesen. Praktisch jeder Text, der uns heute – in welcher Form auch immer – begegnet, ist an irgendeinem Punkt durch digitale Prozesse gegangen, wurde in Schreibprogrammen bearbeitet, prozessiert oder in Layout-Programmen gestaltet. Unsere teilautomatisierte Welt ist unmittelbar und mittelbar durchtränkt von digitalen Medien – wir leben in einer postdigitalen Gegenwart. Die schiere Masse an Text, die in ihr täglich rezipiert werden kann, wird aber durch eine verhältnismäßig geringe Auswahl an Software produziert, die wiederum von verhältnismäßig wenig Menschen in einer Hand voll Firmen gestaltet wird. Dabei sind an die Programme, die wir täglich zur Produktion und Rezeption von Text nutzen, Vorannahmen geknüpft, was Text formal und inhaltlich ist und wie zu schreibende Texte aussehen könnten oder sollten. Das betrifft in besonderem Maße literarische Texte.

Tab Talks beschäftigt sich mit dem Einfluss digitaler Tools auf den schriftstellerischen Arbeitsprozess. Dazu werden Schriftsteller*innen eingeladen, in einer Mischung aus Atelierbesuch und Werkstattgespräch den Bildschirm ihrer Arbeitsrechner zu teilen und so Einblicke in die von ihnen benutzte Software, in Workflows und Dateiorganisationen zu geben – und über die Recherche von Stoffen in noch offen gelassenen Browser-Tabs zu erzählen.

Jede Veranstaltung wird durch Live-Beobachtungen auf Twitter begleitet, die im Anschluss als Zine veröffentlich werden.

Ab Dezember 2021 bis Juni 2022 arbeitet Andreas Bülhoff, Autor, Wissenschaftler und Medienkünstler aus Berlin als Medienkunstfellow an der Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL). Bülhoff beschäftigt sich in seiner wissenschaftlichen und künstlerischen Forschung mit dem Einfluss der Digitalisierung auf Praktiken von Textproduktion und -rezeption wie Schreiben, Publizieren und Lesen. Während dem Fellowship entwickelt Andreas Bülhoff den Tab Talk, ein digitales Veranstaltungsformat zwischen Studio Visit und Werkstattgespräch. Arbeitsthese: Schriftstellerische Arbeit findet heute im Wesentlichen am Computer statt. Der Tab Talk macht über die Funktion „Bildschirm teilen“ Unsichtbares sichtbar und gewährt einen einzigartigen Zugang zu den digitalen Schreibumgebungen von Autor*innen: Nie zuvor war es möglich so nah und immersiv Prozesse kreativer Arbeit auf dem eigenen Screen zu sehen und mit den jeweilig eingeladenen Autor*innen darüber ins Gespräch zu kommen. Die Reihe Tab Talks startet im Mai 2022.

Andreas Bülhoff lebt als Autor und Literaturwissenschaftler in Berlin.
Er hat zu Interfacekonzepten digitaler und postdigitaler Textkunst am Kolleg für Gegenwartsliteraturforschung Schreibszene Frankfurt promoviert. 2018 und 2019 veröffentlichte er zu diesen Themen wöchentlich ein zine.
Er beschäftigt sich mit Text und Text-Technologien und ihren spezifischen Materialitäten und Praktiken im Postdigitalen. Mögliche Outputs sind dabei zines, Bookworks, Sound Poetry oder literaturwissenschaftliche Texte. Mögliche Mittel sind Artistic Research, Interface- oder Technologiekritik und Publizieren als künstlerische Praxis.
Mehr Infos zu Andreas Bülhoff


Im Podcast spricht Olga Felker mit Andreas Bülhoff über das Projekt

VERANSTALTUNGEN ZUM PROJEKT TAB TALKS

Schriftstellerische Arbeit findet heute vor allem am Computer statt. In der Reihe Tab Talks führen Autor*innen in einer Mischung aus Atelierbesuch und Werkstattgespräch durch ihre digitalen Schreibumgebungen. Sie zeigen Programme und Ordnerstrukturen, angehäufte Dateien und Textfassungen – und sprechen über Recherchearbeit anhand von offenen Tabs im Browser.

Tab Talks #1 mit Kathrin Passing
Für Tab Talks #1 teilt die Autorin und Programmiererin Kathrin Passig ihren Bildschirm. Im Stream spricht sie über den Einfluss digitaler Tools auf ihr Schreiben.

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Tab Talks #2 mit Mara Genschel
Für Tab Talks #2 teilt die Autorin und Performerin Mara Genschel ihren Screen. Sie ist bekannt für ihr permanentes Unterlaufen literarischer Konventionen und ihre ortsspezifischen Textrealisationen. Doch auch die unkonventionellste Poesie muss irgendwann durch den Texteditor. Im Stream zeigt sie, was das für die Produktion ihrer „angewandten Konzeptualismen“ bedeutet.

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Tab Talks #3 mit Clemens Setz
Für Tab Talks #3 teilt der Autor Clemens Setz seinen Screen. Setz kanalisiert wie kaum jemand sonst digitale Kulturen und formt sie zu Literatur in Büchern. Wie das genau passiert, zeigt er im Gespräch mit unserem Hauskünstler Andreas Bülhoff.

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Tab Talks #4 mit Elisa Aseva
Für Tab Talks #4 teilt die Autorin Elisa Aseva ihren Screen. Aseva schreibt vor allem auf dem Smartphone und ist eine der virtuosesten literarischen Stimmen auf Social Media. Über Facebook als Schreibumgebung, Begrenzungen und Motivationen von Schreib-Apps und Smartphone-Daumen spricht sie mit Hauskünstler Andreas Bülhoff.

Tab Talks #5 mit Heike Geißler
Tab Talks #5 wird am 27.04.2023 live um 17:00 Uhr von der Leipziger Buchmesse gestreamt und findet erstmals als online-offline Hybrid statt. Dafür teilt die Autorin Heike Geißler ihren Screen. Geißler reflektiert in ihren Texten ebenso analytisch wie poetisch schriftstellerische Arbeitsbedingungen und entwirft literarische Texte als Träger gesellschaftspolitischer Utopien. Mit Andreas Bülhoff spricht sie darüber wie das mit den Voreinstellungen der Textverarbeitungsprogramme auf ihrem Computer zusammenhängt und was sich aus poetischer Sicht ändern muss. Für die Teilnahme vor Ort benötigt ihr ein Ticket für die Leipziger Buchmesse. Für die Partizipation via Zoom könnt ihr kostenfrei ein Ticket buchen. Der Livestream auf der Digitalen Burg ist kostenfrei.

Kollaboration Workflows am Computer #1 mit Allison Parrish
Wie laufen schriftstellerische Arbeitsprozesse am Computer ab und welchen Einfluss haben Computerprogramme auf den Schreibprozess? In einem Workshop der Autorin und Programmierin Allison Parrish schreiben und programmieren wir die Möglichkeiten kollektiver Textproduktion mit und trotz Computerprogrammen. Die Ergebnisse können in einem zine publiziert werden.

Kollaboration Workflows am Computer #2 mit Brendan Howell
In einem Workshop des Programmierers und Medienkünstlers Brendan Howell disziplinieren wir unsere Textproduktion. Wir loggen uns in seine Schreibmaschine The Maggot. Wir folgen den Schreibaufgaben und -zeiten, die uns die Maschine vorgibt und aus denen sie eigenständig einen kollektiv geschriebenen Text editiert. Die Ergebnisse können in einem zine publiziert.

Seit 2018 entwickelt das Center for Literature als Ort künstlerisch-praktischer Forschung Projekte zwischen Veranstaltung, Ausstellung und Dialog. Das CfL überträgt dabei Ästhetiken und Produktionsweisen anderer Künste (etwa Film oder Performing Arts) modellhaft auf das Feld von Textentstehung und -vermittlung.
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Abb.: Leon Kirchlechner

Stiftung IMAI | Wouter de Romph: „The Cassette Underground – Kulturen alternativer Distribution in NRW archivieren“

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Stiftung IMAI | Wouter de Romph: „The Cassette Underground – Kulturen alternativer Distribution in NRW archivieren“

FELLOW: Wouter de Romph

MedienkunstfellowsResearch

Laufzeit: 15.12.2021 – 30.06.2022

Von den 1970er bis in die 1990er Jahre hat die Musikkassette einen wesentlichen Beitrag zu einer dauerhaften Demokratisierung der Musikindustrie und der Ausbreitung marginaler Genres und Stile auf informellen Märkten geleistet. The Cassette Underground nähert sich den Kassettenkulturen von NRW anhand von Archivpraktiken: dem Nachlass aus dem Punk, New Wave und Industrial Programm des Kassettenvertriebs 235 im Düsseldorfer IMAI, den Kassettensammlungen türkischer Gastarbeiter*innen im Kölner DOMiD, den Zines, Flyern und Aufklebern im Duisburger Afas und das kritische Tape-Digging-Programm der Essener Initiative Interkultur Ruhr. Mit ihren unterschiedlichen Sammlungsstrategien, Erschließungsmethoden und Forschungsschwerpunkten ermöglichen diese Institution neben der Erforschung von Produktions- und Distributionsmechanismen auch eine Reflektion der verschiedenen Archivierungs- und Präsentationsstrategien für marginale und fragile audiovisuelle Medien.

Die Stiftung IMAI widmet sich der Archivierung, Distribution, Erhaltung und Vermittlung von Videokunst.
Mehr Infos zur Stiftung IMAI

Wouter de Romph ist ein Musikwissenschaftler, der sich seinen Themen sowohl aus theoretischer als auch aus praktischer Perspektive nähert. Nach einem Studium der Kunst- und Kulturwissenschaften sowie der Philosophie (BA) in Rotterdam schloss er sein Studium der Angewandten Musikwissenschaft (MA) in Utrecht mit einer Arbeit über die D.I.Y.-Kassettennetzwerke der 1980er Jahre ab. Seitdem ist er durch seine Arbeit für das Plattenlabel, den Laden und den Vertrieb Clone Records sowie als DJ und Radiomacher in der Musikindustrie tätig.

03.07.2022, 20:00 – 04.07.2022, 02:30
SDV Goes Osdorp
Eine Kassettennacht im Salon des Amateurs
Mehr Infos zur Veranstaltung

Abb.: Detail aus 235 Vertriebskatalog, 1983, Archiv Stiftung IMAI – Inter Media Art Institute, © Ulrich Leistner, Axel Wirths, 2022