Vortrag & Talk: Genossin Kosmos – Religiöse Ursprünge und kapitalistische Zukünfte der Raumfahrt
10.10.2025 | 18:00 – 20:00 Uhr
HMKV im Dortmunder U | Ebene 3
Vorträge und ein Gespräch mit dem Historiker und Slawisten Michael Hagemeister (Bochum) und der Amerikanistin Alexandra Ganser (Wien), moderiert von Inke Arns (HMKV).
Die Vorträge:
Der „Russische Kosmismus“ – eine holistische Heilslehre für das Anthropozän (Michael Hagemeister)
Eine ideologische Strömung zwischen Weltraum-Euphorie, „Russischer Idee“ und totalitären Implikationen.
Astrofuturistische Utopien im Space Race des 21. Jahrhunderts (Alexandra Ganser)
Von Marskolonisation und Flucht vor der unbewohnbaren Erde – zwischen Fortschrittsversprechen und Fortsetzung kolonialer Logiken.
Vom russischem Kosmismus bis zu astrofuturistischen Utopien – zwei Vorträge und ein Gespräch beleuchten Visionen zwischen Heilslehre, Raumfahrt-Euphorie und kolonialen Schattenseiten.
Die zwei Vorträge und ein anschließendes Gespräch widmen sich zwei auf den ersten Blick entgegengesetzten Ideenwelten, die sich mit Erzählungen über Raumfahrt und die Rolle der Menschheit im Kosmos beschäftigen.
Im ersten Vortrag „Der ‚Russische Kosmismus‘ – eine holistische Heilslehre für das Anthropozän“ wird eine philosophische Strömung vorgestellt, die in den 1970er- und 80er-Jahren zur geistigen Untermauerung des sowjetischen Raumfahrtprogramms entwickelt wurde. Der „Russische Kosmismus“ verbindet ein holistisches und anthropozentrisches Weltbild mit einer teleologisch gedachten Evolution und erhebt den Anspruch, die Stellung und Aufgabe der Menschheit ihren Platz im Universum zu definieren. Heute prägt er Teile der „Russischen Idee“ und dient als Legitimationsfigur für die behauptete „geistige Souveränität“ des Postsowjetischen Russlands. Der Vortrag beleuchtet sowohl die Faszination dieser Denkweise als auch ihre totalitären Dimensionen.
Der zweite Vortrag „Astrofuturistische Utopien im Space Race des 21. Jahrhunderts“ wirft einen Blick auf die zeitgenössische Raumfahrt, die zwischen Heilsversprechen, Expansionsfantasien und dystopischen Untertönen oszilliert. Von der Vision interplanetarer Mobilität bis zur Marskolonisation reicht ein Diskurs, der zugleich utopische Hoffnungen nährt und koloniale wie extraktivistische Logiken fortschreibt. Der Vortrag untersucht, wie sich in der Erzählung einer Flucht ins All bestehende Ungleichheiten und rassistische Siedlungspolitiken fortsetzen.
Im anschließenden Gespräch werden die Parallelen, Spannungen und Brüche dieser beiden Konzepte diskutiert werden, in Bezug zu unserem Leben hier auf der Erde, beschienen von der Genossin Sonne.
Auch einen Blick in die Zukunft werfen die Medienkunsttage 2025 unter Motto „More Future”. Alle Informationen zur Veranstaltungsreihe hier.
