Claude Jansen | Theater im Depot, Dortmund: „Bones & Drums“
Fellow: Claude Jansen
Die Hamburger Performance-Künstlerin und Kuratorin Claude Jansen beschäftigt sich seit ihrem Studium der Angewandten Theaterwissenschaft mit dem Medien-Begriff von Transit-Räumen (liminal spaces). Aktuell widmet sie ihre Aufmerksamkeit sogenannten afrikanischen Raubkunst-Gegenständen, darunter besonders den ‚spirituellen Medien‘, den (Ver-)Mittlerinn*en, die die komplexen Verbindungen zwischen menschlichen und nicht-menschlichen, sichtbaren und unsichtbaren Akteur*innen herstellen. Sie folgt den virtuellen Akteur*innen in der rituellen Medialität – den ‚„forces beyond human ‚will’“.
In einem deutsch-namibischen Team mit Norbert Pape (Augmented Reality), Fabrice Mazliah (Performance) und Tuli Mekondjo (Performance / Bildende Kunst) plant Claude Jansen im Rahmen des Fellowships eine künstlerische Forschungsarbeit mit dem Dortmunder Theater im Depot weiterzuentwickeln, bei der analoge, spirituelle und digitale Medien zeitgleich miteinander verwoben werden. Auftakt für diese gemeinsame künstlerische Forschungsarbeit war ein gemeinsamer Rechercheaufenthalt in Namibia in 2024.
Das prozesshaft angelegte Recherche-Vorhaben bewegt sich an der Schnittstelle von Afrika und Europa, Wissenschaft und Spekulation, Performance und Ritual, analogen Praktiken und digitalen Möglichkeitsräumen.
Die Idee ist, den Medien Begriff spielerisch zu konfrontieren und virtuelle Akteurinnen aus der rituellen Medialität mit virtuellen Akteur*innen aus der digitalen Medialität zum Tanzen zu bringen.
Ziel ist, die kolonialen Zuschreibungen und eurozentrische Deutungshoheiten von Raubkunst-Gegenständen zu dekolonisieren, d.h. die Komplexität vorkolonialer Praktiken und Weltsichten aus der Sicht vielfältiger Medien-Perspektiven neu zu betrachten und künstlerisch zu vermitteln.
Theater im Depot, Dortmund
„Tanz – Theater – Performance – Labor – Begegnung“, das hat sich das Theater im Depot seit 2022 als Motto genommen. Der Veranstaltungsort in der Dortmunder Nordstadt, welche als ehemaliger Arbeiterstadtteil heute geprägt ist von sehr vielen verschiedenen (post)migrantischen Communities, verfügt über einen Theatersaal, zwei Probebühnen und einen Community-Raum mit mobiler Küche, den „A29“. Zudem existiert ein digitales Produktionsstudio, mit dem VR- wie AR-Projekte realisiert werden können. Das Theater zeigt ein, immer wieder in thematischen Reihen kuratiertes, Gastspielprogramm, in welchem Dortmunder wie NRW-Gruppen, aber auch überregionale wie internationale Künstler*innen Arbeiten aus den Bereichen Tanz, Theater, Performance und Digitalen Künsten präsentieren.
Claude Jansen
Claude Jansen, geb. in Dorsten, lebt in Hamburg; seit 2012 auch temporär in Kapstadt und in Windhoek. Mit dem Studium für Angewandte Theaterwissenschaft / Giessen ist sie Gründungsmitglied des Frauen Performance-Kollektivs She She Pop. Auch beschäftigt sie sich seit dem Jahr 2000 mit vorkolonialen afrikanischen (Ritual-)Praktiken. Ihr Schwerpunkt liegt in der künstlerischen Erforschung von spiritueller Medialität u.a. am Beispiel von Raubkunst Gegenständen. Ihre Arbeit als freie Dramaturgin und Kuratorin, ebenso wie ihre Lehr- und Vortragstätigkeiten fokussieren sich auf transnationale (künstlerische) Vermittlungs- und Dekolonisierungspraktiken und verorten sich in gegenwärtigen Debatten um: Animismus, Posthumanismus und Post-Aktivismus.
