Filmprogramm MedienKunstTage NRW 2025

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Filmprogramm MedienKunstTage NRW 2025

Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken

Büro medienwerk.nrwScreening, Veranstaltung


Filmprogramm More Future! MedienKunstTage NRW 2025

If the eye were not sunlike, the sun‘s light it would not see //
Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken
– Kuratiert von Vanina Saracino

Filmprogramm am 24.10.2025
Der erste Teil des Filmprogramms wirft einen konzentrierten Blick darauf, wie Technologie unsere Gegenwart und unsere Zukunft gestaltet und formt. Die Kunstwerke bewegen sich an der Schnittstelle von Logik und Mystik, globalen Netzwerkinfrastrukturen und lokalen kollektiven Struggles sowie spekulativen Ökonomien und imaginierten Zukünften. Sie reflektieren darüber, wie wir hoffen, fürchten und Unsicherheiten am Rande rasch expandierender technologischer Möglichkeiten bewältigen.


1. Kameelah Janan Rasheed, Keeping Count, Annotated, 9’38’’, 2021–23

Keeping Count (2021–23) zeigt eine Partitur von Th&o neben ihrer Animation und Ausschnitten aus Lehrfilmen, um das Verlangen nach Gewissheit, Lesbarkeit und einer „richtigen Antwort“ zu erforschen. Dieses Video vermischt spirituelle Elemente mit mathematischen und wissenschaftlichen Aspekten und verwendet digitale Artefakte, Rauschen, Pixelierung und stotternde Animationen, um uns an Instabilität zu erinnern – die Instabilität von Bedeutung und epistemologischen Hierarchien. Messungen, Annäherungen und ihre Zeichen und Symbole werden in Beziehung zu Fragen der Black liberation gesetzt. In der Neukombination von Phrasen und den Sprüngen zwischen den Zeilen drückt dieses Video aus, dass komplexe Leben nicht auf feste Formeln reduziert werden können. Die Künstlerin beschäftigt sich mit Fragen der Lösung von x als einer Übung nicht der Präzision, sondern der absichtlichen Annäherung und Fehlkalkulation.

2. Elisabeth Brun, Big tech Blues, 20’, 2025

Big Tech Blues ist ein poetischer Filmessay, der über das Leben und die Widerstandsfähigkeit ländlicher Gemeinden im Zeitalter der Big Tech reflektiert. Die verlassene Schule aus der Kindheit der Filmemacherin in dem kleinen Dorf Strengelvåg in Nordnorwegen wurde eines Tages von Elon Musks SpaceX Starlink-Programm aufgekauft – ein Ereignis, das Überlegungen darüber anregte, was auf dem Spiel steht, wenn die sich rasant entwickelnde digitale Technologie alle Aspekte des menschlichen Lebens durchdringt. 
Der Film verknüpft persönliche Erzählungen über das Eindringen von SpaceX in die Heimatstadt der Filmemacherin mit existenziellen Überlegungen zu Verbundenheit, Freiheit, Nostalgie und Fortschritt. Er reflektiert Dilemmata in Bezug auf Ort, digitale Technologie und körperliche Erfahrung. Im Mittelpunkt dieser Erkundung steht die Erfahrung von Klang: das Summen der digitalen Technologie, das Lachen von Kindern und die Geräusche von Wetter und Natur. Der Film fragt: Wie klingt ein lebendiger Ort?
Durch die Verschmelzung persönlicher Anekdoten mit weitergehenden Reflexionen bietet der Film einen Insider-Blick auf das subtile Vordringen der digitalen Industrie in ländliche Gebiete in Nordnorwegen und darüber hinaus. Er meditiert über die komplexen Beziehungen, die Menschen zu ihrer Umgebung haben – und hebt dabei den Doppelzwang der digitalen Technologie und die Bedeutung verkörperter Erfahrungen für Erinnerung und Verbundenheit hervor.


3. Gala Hernández López, for here am i sitting in a tin can far above the world, 19’06’’, 2024

for here am i sitting in a tin can far above the world ist ein experimenteller Doppelbildschirmfilm, der sich mit den Verbindungen zwischen Kryptokultur und Kryotechnik als zwei spekulativen Technologien befasst, für die die Zukunft zu einer wirtschaftlichen Ressource wird, die es zu nutzen gilt. Anhand einer Collage aus YouTube-Videos, Archivbildern und 3D-Animationen untersucht „for here am i sitting in a tin can far above the world“ die Verbindungen zwischen Finanzspekulation, spekulativer Science-Fiction und der Vorhersage und Steuerung der Zukunft. Die Erzählung untersucht die Fantasien, die Kryptowährungen vermitteln, und wird von dem einhüllenden Text einer unsichtbaren Erzählerin getragen, die ihre intimen Träume und Ängste schildert. Sie begleitet uns auf einer traumhaften, poetischen, historischen und futuristischen audiovisuellen Reise und beschwört die Figur des amerikanischen Extropianers und Cypherpunks Hal Finney herauf, einer Schlüsselfigur in der Geschichte des Bitcoin, der seit 2014 jedoch auch ein Kryonik-Patient ist. In den Träumen der Erzählerin integriert Finney nach einer zukünftigen Weltwirtschaftskrise einen Teil der Gesellschaft, der sich in einen Scheintod oder subventionierten Biostasezustand begeben hat, um die wirtschaftliche Erholung zu beschleunigen. Die Erzählerin führt mit Finney ein imaginäres Gespräch über den Glauben oder die Angst vor der Zukunft und darüber, wie eine optimistische Wette auf die Zukunft durch die politische Abkehr von den gegenwärtigen Kämpfen tatsächlich deren Potenziale gefährden könnte.

Der Film untersucht auch das Gefühl des vorübergehenden Schwebens: Durch die Figur der „Scheintod“ erinnert er an eine historische Epoche, die aufgrund der Beschleunigung und Disruption neuer Technologien sowie der vielfältigen Folgen des Anthropozäns von einem hohen Maß an Unvorhersehbarkeit und Unsicherheit geprägt ist. Die Idee der vorübergehenden Aussetzung wird durch die Dichotomie „Aussetzung – freier Fall“ hinterfragt: Schwebt die Menschheit in Unsicherheit oder befinden wir uns eher im freien Fall? Wie können wir angesichts der Grenzen der menschlichen Wahrnehmung und des menschlichen Wissens zwischen beiden unterscheiden? „For here am I sitting in a tin can far above the world“ arbeitet mit der nichtlinearen Zeitlichkeit von Traum und Erinnerung, der gebrochenen Zeitlichkeit von Zeitreise-Erzählungen, wie beispielsweise derjenigen, in der Hal Finney sich in seine Kryokapsel begibt.


4. Daniel Felstead and Jenn Leung, Literally No Place, 18’36’’, 2023

Hallo, ihr Lieben, hier ist die Endgegnerin des Vocal Fry. Daniel Felsteads glamouröser Julia-Fox-Avatar ist zurück. Letztes Mal hat sie sich mit Zuckerbergs Metaverse angelegt. Jetzt nimmt sie uns mit auf eine Reise in den Cyberkrieg zwischen AI-Utopisten und AI-Pessimisten und untersucht die Risiken, Ängste und Hoffnungen aller Seiten. Wird die KI die von Marx vorgestellte Post-Knappheitsgesellschaft hervorbringen, in der wir alle in arbeitsfreiem Luxus leben können, oder wird sie die Menschheit buchstäblich auslöschen?

Wir alle wissen, dass Julia Fox keine manichäische, binäre Frau ist. Während sie sich durch die Dichotomie von KI-Apokalypse und KI-Utopie bewegt, zeigt sie uns eine unheimliche Reihe möglicher Zukunftsszenarien und taucht dabei tief in die Prognosen sowohl von KI-Simps als auch von manischen Tech-Overlords wie Sam Altman, CEO von OpenAI, und Sundar Pichai, CEO von Google, ein. Sehen Sie sich dieses Video an, bevor Sie sich für eine Seite entscheiden.

Im Anschluss an das Screening der Filme folgt ein Künstlerinnengespräch mit Elisabeth Brun & Vanina Saracino (Kuratorin Filmprogramm)


Filmprogramm am 24.10.2025:

Goethe schrieb: “Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken” – eine Metapher für die Relationalität der Wahrnehmung, mit der Sonne im Zentrum. Die Werke des zweiten Teils des Filmprogramms erforschen Sonnenenergie als generative, relationale und informationelle Kraft und reflektieren darüber, wie Leben, Erinnerung, Ökosysteme, Technologien und Körper durch Sonnenrhythmen verflochten und durch Exposition, Transformation und Verfall geformt werden.

Folgende Filme sind zu sehen:

1. Shuang Li, ÆTHER (Poor Objects), 18’28’’, 2021

ÆTHER verbindet die Bildsprache des Ringlichts, einer Beleuchtungsvorrichtung, die häufig von Vloggern, Cam-Models und einer wachsenden Gruppe von Menschen verwendet wird, die mittlerweile von zu Hause aus arbeiten und auf Bildschirmen leben, mit der einer ringförmigen Sonnenfinsternis und setzt damit die Reflexion des Künstlers über persönliche Subjektivität und deren Verflechtung mit einer zunehmend immersiven und allgegenwärtigen Online-Kultur fort.
Das Konzept des „Leakage” (Auslaufen) reflektiert die umgekehrte Beziehung zwischen dem Körper und seiner Darstellung auf dem Bildschirm und zieht sich als grundlegendes Thema durch die visuellen Arbeiten und das Drehbuch des Künstlers, als eine Erkundung der unvollkommenen Übertragung zwischen virtuellen pixeligen Objekten und Hintergründen in das physische Leben.
Die Sphäre des Ringlichts und der Sonnenfinsternis wird zu einer Öffnung, die die Kamera durchdringt, während sich überlagernde Sprachen der Evolution und Schwangerschaft die räumlich-zeitliche Loslösung unserer sozialen und technologischen Bedingungen betrachten. Durch die Darstellung eines Cam-Models und eines Mukbang-Vloggers zielt das Werk darauf ab, eine Umkehrung der Entmaterialisierung und Digitalisierung physischer Körper unter unseren derzeitigen mediatisierten Umständen zu fördern.


2. Ani Schulze, Flint House Lizard, 15:49 min.,2019

Der Körper und die Körperlichkeit stehen im Mittelpunkt von Flint House Lizard, das sich zwischen Fabel, Fiktion, Realität und Spekulation bewegt. Durch hypnotische Sequenzen wechselnder Texturen, Stimmungen, Figuren, Landschaften und unverwechselbarer Klanglandschaften entfaltet der Film nichtlineare Fragmente einer skurrilen und beunruhigenden Geschichte. Es entsteht eine Stimmung oder ein Geisteszustand, der zwischen Schlaf und Wachheit schwebt.
Flint House Lizard navigiert durch vier verschiedene Zyklen, die sich an der Sonne orientieren. Der Film beginnt in der Dunkelheit und geht von einem einzigen Körper oder einer einzigen Figur aus. Obwohl seine Protagonisten die potenzielle Energie der Sonne zu verfeinern und zu nutzen scheinen, drängt sich die Vermutung auf, dass die Sonne ihre eigenen Absichten hat.
Der Film stützt sich auf die Ideen des sowjetischen Biophysikers Alexander Chizhevsky (1897–1964). Sein Ansatz verband Sonnenflecken, Sonneneruptionen und den elfjährigen Sonnenzyklus mit politischen und sozialen Entwicklungen wie populistischen Massenbewegungen. Inspiriert von seinen Schriften zeigt der Film, wie zeitgenössische soziale Muster von Massenbildern, Informationsstrukturen und aktuellen Formen des Populismus den individuellen Körper simulieren und bestimmen und die Bewegungen von Gruppen beeinflussen.

Die dicht geschichtete Erzählung von Flint House Lizard offenbart Muster einer Erzählweise, die von Spekulationen und Glaubensbildung beeinflusst ist. Verführerische, haptische Detailaufnahmen entwickeln sich zu einer verstörenden, düsteren Bildsequenz und einer kurzen Choreografie computergenerierter Bilder. . Diese Animation, die teilweise mit einer Massensimulationssoftware erstellt wurde, reflektiert die auffällige Leichtigkeit, mit der sich Bewegungen von Menschenmengen mit Algorithmen simulieren lassen.


3. Jana Kerima Stolzer and Lex Rütten, Ponor, 23’29’’, 2025

Was bedeutet es, einen Fluss als einen Organismus zu betrachten, der aus vielen einzelnen Teilen besteht? Lex Rütten und Jana Kerima Stolzer greifen mit dieser Frage die sogenannte „Gaia-Hypothese“ auf, die auf dem wissenschaftlichen Konzept basiert, dass die Erde als ein sich selbst regulierendes System betrachtet werden kann, in dem Lebewesen und ihre physische Umgebung interagieren, um lebensfördernde Bedingungen zu schaffen.
Hypothese“ auf, die auf dem wissenschaftlichen Konzept basiert, dass die Erde als selbstregulierendes System betrachtet werden kann, in dem Lebewesen und ihre physische Umgebung interagieren, um lebensfördernde Bedingungen zu schaffen.
In der Videoarbeit „Ponor“ erkunden sie die unterirdischen Wege eines Flusses vom Hochland bis zu den Quellen. 
Wie durch eine Doline im Karstgestein ermöglicht die Videoarbeit, dem Wasser durch komplexe Höhlensysteme zu folgen und winzigen Organismen wie dem Höhlenkäfer zu begegnen. Mit einer ihnen gegebenen Stimme treten die nicht-menschlichen Nachbarn aus Flora und Fauna in den Mittelpunkt und erzählen die Geschichte ihres Lebens, ihres Überlebens und ihrer Anpassung.
Auf einzigartige Weise und in einer Mischung aus Fakten und Fiktion erzählen die Künstler die Geschichte eines Flusses, der seinen Ursprung in der Karstlandschaft hat, bevor er in Hunderten von Quellen entspringt. Die unterschiedlichen Erzählungen der Protagonisten veranschaulichen die Verbindung und das Rückkopplungssystem zwischen allen (lebenden) Wesen auf der Erde und offenbaren gleichzeitig die unterschiedlichen Zeitlichkeiten, in denen sie sich begegnen. 

Im Anschluss an das Screening der Filme folgt ein Künstlerinnengespräch mit Ani Schulze, Jana Kerima Stolzer, Lex Rütten & Vanina Saracino (Kuratorin Filmprogramm)


Biographien der Filmmacher*innen & Künstler*innen

Kameelah Janan Rasheed ist eine Lernende. Ihr zweiter Vorname, Janan, stammt aus dem arabischen Wortstamm (J-N-N / جنان) und steht für das Ungebundene, Verschleierte und Nicht-Sanktionierte. Dementsprechend untersucht Rasheed die Beziehung zwischen Sprache, Mystik und Ungehorsam. Sie untersucht die Materialität eigensinniger Sprache – akrobatische (Clarice Lispector) Sätze mit Falltüren (Fred Moten), entlaufene Silben, die sich an den Rand einer Seite verstreuen, Wörter, die sich aus dem Orbit ihres Muttersatzes lösen, Fußnoten, die ihre Referenz verschlingen, und Äußerungen, die sich auflösen, bevor sie aufgezeichnet werden können. Sie untersucht auch die Materialität des Lesens und konzentriert sich dabei auf spirituelle Praktiken, bei denen Lesen durch Berührung und Verdauung stattfindet und nicht nur durch Betrachten. Als „Sprachmensch“ (Paul Soulellis) „gibt sie der Sprache einen Körper“ (Chang Yuchen) durch ihre großformatigen Installationen, Mehrkanal-Videoarbeiten, Publikationen, Software, Performances, öffentlichen Archive und Lernplattformen.
Ihre Arbeit in den Bereichen Kunst, Pädagogik und neue Technologien wurde mit zahlreichen Auszeichnungen gewürdigt. Im Jahr 2024 war sie Finalistin bei Artes Mundi 11 und erhielt ein Stipendium der High Desert Test Sites in Joshua Tree. Weitere Stipendien und Auszeichnungen erhielt sie von Working Artist (2023), der der Schering Stiftung (2022 Award for Artistic Research), dem Creative Capital Award (2022), einem Artists + Machine Intelligence Grant – Experiments with Google (2022) und einem Guggenheim-Stipendium für Bildende Kunst (2021). Ihre Arbeiten wurden weltweit präsentiert, unter anderem in Nordamerika, Südamerika, Afrika, Asien und Europa. Zu ihren jüngsten und bevorstehenden Einzelausstellungen gehören die Henry Art Gallery (2025), REDCAT (2024), KW Institute of Contemporary Art (2023), Art Institute of Chicago (2023) und Kunstverein Hannover (2022). Sie hat an Gruppenausstellungen im Studio Museum, Bronx Museum, New Museum, Brooklyn Museum, MASSMoCA, The Kitchen und ICA Philadelphia teilgenommen.
 
Elisabeth Brun ist bildende Künstlerin, Filmemacherin und Theoretikerin, die sich mit Fragen der Form, der Vermittlung, des Wissens und der Beziehung zwischen Mensch und Umwelt beschäftigt. Ihre Arbeiten nehmen verschiedene Formen an, darunter Filme, Installationen, 3D-Arbeiten und Texte, und stehen im Dialog zwischen Philosophie, Umweltwissenschaften und bildender Kunst.  Brun interessiert sich besonders dafür, wie Medientechnologie die Wahrnehmung von Ort, Raum und Zeit beeinflusst, wobei sie oft auf ihre subarktische/nordnorwegische Herkunft zurückgreift.
Bruns Arbeiten wurden international auf Festivals und an Veranstaltungsorten wie dem Internationalen Kurzfilmfestival Oberhausen (DE), dem Seattle Art Museum (US), dem Festival du Nouveaux Cinéma in Montreal (CA) und dem Lofoten International Art Festival LIAF (NO) gezeigt. Zu ihren jüngsten Auszeichnungen und Ehrungen gehören der Ivan Juritz Prize for Creative Experiment 2020 des Kings College, eine besondere Erwähnung beim Emerging Artist Award des Mimesis Doc Fest und ein Poetry by Video Artist Award beim Cadence Video Poetry Festival.  Elisabeth Brun hat einen Doktortitel in Medienwissenschaften von der Universität Oslo, 14 Jahre Erfahrung als Dokumentarfilmerin/Journalistin (NRK) und einen Post-Master in Public Art vom Royal Institute of Art in Stockholm. 
 
Gala Hernández López ist Künstlerin, Forscherin und Filmemacherin. Ihre Arbeit verbindet interdisziplinäre Forschung mit der Produktion von Essayfilmen, Videoinstallationen und Performances zu den neuen Formen der Subjektivierung, die speziell durch den computergestützten digitalen Kapitalismus hervorgebracht werden. Aus einer feministischen und kritischen Perspektive untersucht sie die Diskurse und Vorstellungswelten, die in virtuellen Gemeinschaften zirkulieren, als symptomatische Fiktionen eines Zustands der Welt. Ihre Arbeiten wurden unter anderem auf der Berlinale, der DOK Leipzig, dem Cinéma du Réel, dem IndieLisboa, der Transmediale und dem Salon de Montrouge gezeigt. Ihr Film „The Mechanics of fluids” wurde mit dem César Award für den besten Dokumentarkurzfilm und dem Experimental Work Award 2023 der Scam (Frankreich) ausgezeichnet und erhielt insgesamt ein Dutzend Preise. Sie ist Doktorandin an der Universität Paris 8, wo sie ein Forschungs- und Kreativprojekt zum Thema Bildschirmaufnahmen entwickelt und seit drei Jahren unterrichtet. Dank eines DAAD-Forschungsstipendiums war sie als außerordentliche Professorin (ATER) an der Universität Gustave Eiffel und als Gastforscherin an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf (Deutschland) tätig. Von 2023 bis 2024 ist sie Artist in Residence an der französischen Akademie in Spanien – Casa de Velázquez. Sie ist Mitleiterin des Forschungs- und Kreativkollektivs After Social Networks (www.after-social-networks.com). Sie gibt regelmäßig Workshops und Vortragsperformances, unter anderem an der Filmuniversität Konrad Wolf, der Beaux-Arts de Marseille, der Photographers Gallery oder dem Locarno Film Festival.
 
Daniel Felstead ist Wissenschaftler und Künstler, dessen Arbeit sich auf die Beziehung zwischen Körper, Technologie und Kultur konzentriert. Er ist Kursleiter des Masterstudiengangs „Fashion Media & Communication” am London College of Fashion (UAL). Daniel hat international Vorträge gehalten und Ausstellungen organisiert, darunter bei der Architectural Association, der Berlin Critics Week, der Angewandten, der Fundació Foto Colectania, dem Global Art Forum, MAPS, ICA, PAF, RCA, RISD, Shedhalle, Transmediale und dem V&A Museum.
Zuletzt hat Daniel zusammen mit seiner Mitarbeiterin Jenn Leung eine Reihe von hochgelobten Kurzfilmen produziert, die sich mit den Mythen, Ideologien und Realitäten des Metaversums, der KI, der Biotechnologie und der neuronalen Medien befassen.

Jenn Leung ist Pädagogin und technische Künstlerin mit den Schwerpunkten 3D, Game-Engine-Simulationen und Echtzeit-Streaming-Tools. Sie ist Dozentin für Kreative Technologie und Design am London College of Fashion, UAL, und Forscherin am Antikythera’s Synthetic Intelligence Studio im Jahr 2024. Außerdem ist sie Mitglied von Off World Live, einer Ingenieurs- und Forschungsgruppe für Unreal Engine-Entwickler, und war Programmleiterin bei Architectural Association VS Unit 5 Xalon.
 
Shuang Li (geb. 1990 in den Wuyi-Bergen, CN) lebt und arbeitet in Berlin, DE, und Genf, CH. 2014 schloss sie ihr Masterstudium in Medienwissenschaften an der New York University ab. Li beschäftigt sich in ihren Arbeiten, die Performance, interaktive Websites, Skulpturen und Bewegtbildinstallationen umfassen, mit verschiedenen Medien, die die zeitgenössische digitale Landschaft prägen. Dabei geht sie von globalisierten Kommunikationssystemen aus und lässt sich von verschiedenen Orten und ungleichmäßigen Informationsflüssen inspirieren.
Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören „I’m Not“, Aspen Art Museum, Aspen (2024); „Distance of the Moon“, Prada Rong Zhai, Shanghai (2024); „I’m Not“, Swiss Institute, New York (2024); Galeria Madragoa, Lissabon (2023); „Cherish“, Genf (2021); und Callie’s, Berlin (2020). Darüber hinaus hat sie an zahlreichen institutionellen Gruppenausstellungen teilgenommen, darunter Fondazione Prada, Mailand, kuratiert von Nicholas Cullinan (2023); Zuzeum Art Centre, Riga, kuratiert von Tīna Pētersone (2023); Berlinische Galerie, Berlin (2022); Tai Kwun Contemporary, Hongkong, kuratiert von Tobias Berger, Jill Chun und Daniel Ho (2022); Centre d’Art Contemporain Genève, Genf (2021); X Museum, Peking, kuratiert von Poppy Dongxue Wu (2020); Times Museum, Guangzhou, kuratiert von Biljana Ciric (2019); und Mao Jihong Arts Foundation, Chengdu, in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou, Paris (2018).
Ihre Arbeiten wurden auf einer Reihe von Biennalen gezeigt, darunter die jüngste Whitney Biennale 2024 im Whitney Museum of American Art, New York (2024); die Biennale de l’Image en Mouvement 2024, Centre d’Art Contemporain Genève, Schweiz (2024); der Kunsthal Charlottenborg Biennale 2023 in Kopenhagen und der 59. Internationalen Kunstausstellung der Biennale di Venezia (2022). Li hat auch mit Miuccia Prada bei einem Sonderprojekt für die Miu Miu Frühjahr/Sommer 2023 Modenschau zusammengearbeitet.
 
 
Ani Schulze (*1982 lebt und arbeitet in Köln und Porto) studierte an der Städelschule in Frankfurt und der Glasgow School of Arts. Ihre Arbeiten wurden in Gruppen- und Einzelausstellungen, wie u. a. in der Mountains Galerie in Berlin, in der Galerie Lehmann + Silva in Porto und im Kunstverein Siegen, sowie im Double Feature-Programm der Kunsthalle Schirn in Frankfurt gezeigt. Sie arbeitet mit Video, Malerei und raumgreifenden Installationen. Zu ihren jüngsten Einzelausstellungen gehören „At One Go“ bei Mountains (Berlin 2025); „The Convent of Pleasure- Prolog/ Ticking Time“ in der  Moltkerei Werkstatt (Köln 2023/24); „Snake Charming“ in der Galerie Lehmann+Silva (Porto 2023); „Lovers & Hunters“, Kunstverein Siegen (2021); „Hang in there, baby“, A Certain Lack of Coherence, Porto (2021); „Flint House Lizard“, Basis (Frankfurt, 2019); „Flint House Lizard“, I: Project Space (Beijing, 2019) und „7 Follies“, Artothek (Köln, 2019). Ihre Arbeiten waren in einer Reihe von internationalen Gruppenausstellungen und Screenings zu sehen, u.a. in der Hamburger Kunsthalle; Galerie Clages, Köln; Galeria Municipal Porto; Salzburger Kunstverein; Fundacion Botin, Santander; Kölnischer Kunstverein; Pavilhão Branco, Lissabon; Kunstverein Braunschweig; Kunsthalle Schirn, Frankfurt; MMK Museum für Moderne Kunst, Frankfurt und Extra City Kunsthalle, Antwerpen. Sie erhielt zahlreiche Stipendien und Preise: u.a. das Stipendium für Medienkünstlerinnen des Landes Nordrhein-Westfalen; Arbeitsstipendien der Kunststiftung NRW; Neustart Kultur, Stiftung Kunstfonds Bonn; Braunschweig Projects Stipendium, HBK Braunschweig; Schloss Ringenberg; Cité Internationale des Arts, Paris; Goethe Institut, I: Project Space, Peking; Sitterwerk/ Kunstgiesserei, Sankt Gallen; RAVI, Lüttich; Fundacion Botin, Santander; AiR Antwerpen, Antwerpen und CEAAC, Strasbourg. 
Ani Schulze studierte an der Städelschule in Frankfurt, Kunstakademie Karlsruhe, Kunstakademie Düsseldorf und der Glasgow School of Arts. 2023 erschien ihre Monografie Hang in There, Baby bei Mousse Publishing.  
 
Jana Kerima Stolzer und Lex Rütten sind ein Künstlerduo, das seit 2016 zusammenarbeitet. Sie schaffen Multimedia-Installationen und Performances, die sich mit der technologischen Umwelt als prägender und verändernder Komponente der Welt befassen, die nicht nur Menschen, sondern auch Flora und Fauna beeinflusst. Die Protagonisten der multimedialen Arbeiten sind meist Wesen, die in der Realität keine Stimme haben: hybride Wesen, die Natur und Technologie repräsentieren, Pflanzen und Tiere, die in musikalischen Umgebungen ihre eigene Sicht auf die Welt vermitteln. Das Duo sammelt Geschichten aus aller Welt, basierend auf faktischen Recherchen, um Erzählungen zu entwickeln, die neue Verbindungen und Beziehungen ermöglichen. Sie kombinieren historische und wissenschaftliche Forschung mit Science-Fiction, um das (Un-)Mögliche für die Zukunft zu entwerfen. 
Jana Kerima Stolzer studierte an der Kunsthochschule Münster bei Aernout Mik und Lex Rütten an der Kunstakademie Düsseldorf bei Dominique Gonzalez Foerster. Im Jahr 2020 waren beide Stipendiaten der Akademie für Theater und Digitalität. Im Jahr 2023 eröffnete das Duo seine erste institutionelle Einzelausstellung im Hartware MedienKunstVerein in Dortmund. In diesem Jahr hatten sie ihre erste Einzelausstellung in Seoul, Südkorea, im Loop Alt Space.

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More Future! MedienKunstTage NRW 2025

Ausstellungsansicht „Afro-Tech

More Future! MedienKunstTage NRW 2025

Büro medienwerk.nrwScreening, Symposium, Veranstaltungsreihe

Freitag, 24. Oktober 2025 – 11:00 bis 22:00
Samstag, 25. Oktober 2025 von 11:00 Uhr bis 22:00 Uhr

In Kooperation mit: HMKV Hartwarte MedienKunstVerein, Akademie für Theater und Digitalität, UZWEI im Dortmunder U 
Alle Veranstaltungen sind kostenlos.

Wie lässt sich heute – angesichts multipler Krisen – noch an Zukunft glauben? Die MedienKunstTage NRW 2025 gehen dieser Frage nach – mit einem Programm, das künstlerische Imaginationen, technologische Kritik und gesellschaftliche Visionen zusammenbringt. Unter dem Titel „More Future!“ versammelt das Festival Positionen, die Hoffnung nicht als naive Haltung, sondern als kritische Praxis verstehen.
 
Seit über einem Jahrhundert inspiriert der technische Fortschritt Utopien: vernetzte Gesellschaften, geteiltes Wissen, freie Zeit, gerechtere Chancen. Doch die Versprechen von Automatisierung, Partizipation und digitaler Demokratie scheinen sich zunehmend zu verflüchtigen. Der Glaube daran, dass Technologie unser Leben besser macht, wird erschüttert – durch politische Rückschritte, ökologische Krisen und die Machtkonzentration im Tech-Sektor.  
 
Die MedienKunstTage 2025 setzen dem einen künstlerischen und wissenschaftlichen Suchraum entgegen: für neue Geschichten, wiederentdeckte Ideen und andere Formen des Zusammenlebens. Im Zentrum steht die These, dass uns die Zukunft abhandengekommen ist – und dass es an der Zeit ist, sie zurückzuerobern.  
 
In Screenings, Lesungen, Performances, Talks und Workshops fragen wir:  
 
More Visions. Welche Träume speist die Kunst?  
More Critique. Wie bedrohen Technologien und ihre Anbieter die Zukunft? 
More Hope. Wo finden wir neuen Optimismus?  
More Endings. Was muss enden, damit Neues entstehen kann?  
More Art. Was passiert gerade in der Medienkunst NRW?  
More Channels. Wie können wir anders digital zusammenkommen?  
More Connections. Wie müssen kulturelle Netzwerke der Zukunft aussehen?  
More Sharing. Wie teilen wir Wissen nachhaltig?  
 
More Future in the Sun! – Wir laden Künstler*innen, Wissenschaftler*innen und das Publikum ein, mit uns die Zukunft (wieder) denkbar zu machen.  

Mit Beiträgen von: Iuditha Balint, Sophie Emelie Beha, Jacob Birken, Elisabeth Brun, Nadja Buttendorf, Jamie-Lee Campbell, Dietmar Dath, Daniel Felstead & Jenn Leung, Theresa Hannig, Isabella Hermann, Laura Hille, Felix Hüttemann, Claude Jansen, Shuang Li, Gala Hernández López, Anna-Verena Nosthoff, Felix Maschewski, Lisa Panitz, Kameelah Janan Rasheed, Laurence Rassel, rendered realities (Agnetha Jaunich & Hendrik Lange), Sara Morais dos Santos Bruss, Vanina Saracino, Julia Scherzl, Ani Schulze, Nishant Shah, Jana Kerima Stolzer & Lex Rütten, Paula Maya Strunden, SOAP (Bettina Katja Lange & Uwe Brunner), Cornelia Sollfrank, Manuel Talarico, Maximilian Voigt, Nate Wessalowski, Ingo Wichmann

Programm der MedienKunstTage 2025

Freitag,
24.10.2025
OrtSamstag,
25.10.2025
Ort
11:15h
Begrüßung und Eröffnung
HMKV, Dortmunder U, Ebene 311.00 – 13.00h
Workshop: Fake Futures –a minifesto making exercise
Akademie für Theater und Digitalität
11.30 – 13.00h
Live-Podcast: Behind the Screens, Behind the Scenes
HMKV, Dortmunder U, Ebene 314.00 – 15.30h
Filmprogramm: Wär nicht das Auge sonnenhaft, die Sonne könnt es nie erblicken
Kino im U, Dortmunder U, Ebene 0
14.00 – 15.30h
Filmprogramm: If the eye were not sunlike, the sun‘s light it would not see
Kino im U, Dortmunder U, Ebene 0

14.00 – 15.30h
Führung durch Genossin Sonne
HMKV, Dortmunder U, Ebene 3
16.00 – 19.00h
Workshop: PlakaTopia: Ich bin so sauer, ich habe sogar ein Schild gebastelt.
uwzei, Dortmunder U, Ebene 2
16.15 – 18.00h
Paneldiskussion: Unerreichbare Gegenwarten, unvermeidliche Enden
HMKV, Dortmunder U, Ebene 316.00 – 17.00h
Paneldiskussion: Commons of Today: Open Source Ideen für eine lebenswerte Zukunft
HMKV, Dortmunder U, Ebene 3
19.00 – 20.00h
Performance: POST CORPUS SHAPESHIFTER
uzwei, Dortmunder U, Ebene 218.00 – 19.00h
Gesprächsrunde: Commons of Tomorrow: offener gemeinsam Denken, Leben, Arbeiten
HMKV, Dortmunder U, Ebene 3
20.30 – 22.00h
Gesprächsrunde: Future Fiction: Sci-Fi für eine bessere Welt
HMKV, Dortmunder U, Ebene 320.00 – 21.30h
Lesung und Gespräch: Skyrmionen Oder: A Fucking Army (mit Dietmar Dath)
HMKV, Dortmunder U, Ebene 3

Alle Veranstaltungen sind kostenlos.

Die Arbeit des Büro medienwerk.nrw wird aus Mitteln des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen finanziert, in dessen Auftrag es Koordinierung, Professionalisierung und Beratung im Bereich der Medienkunst organisiert. Das Büro medienwerk.nrw ist beim HMKV Hartware MedienKunstVerein, Dortmund, angesiedelt.


Screening und Werkstattgespräch: BALLADE – Céline Berger

Meta Marathon 2019

Screening und Werkstattgespräch: BALLADE – Céline Berger

Temporary Gallery
Do, 7.06.2018, 19:00 Uhr

Büro medienwerk.nrwScreening

Kurzfilm: Céline Berger, BALLADE, 23 min, 2017

Eine Projektleiterin, ein Personalchef und ein Geschäftsführer wandern durch eine karge Landschaft und unterhalten sich über die Zwänge und Ängste des Berufsalltags und ihre Sehnsüchte nach einem anderen, besseren Leben. Das Drehbuch zu Céline Bergers Kurzfilm „Ballade“ basiert auf Mitschnitten von Coaching-Gesprächen an deutschen Business Schulen und thematisiert den Umgang mit Unternehmensstrategien, Management-Rhetorik und der potentiellen Nutzung von Arbeitskräften als Human-Resource (Humankapital).
Mehr Infos zur Veranstaltung



Céline Berger, geboren 1973 in Saint Martin d’Heres, Frankreich, ist Künstlerin und lebt in Köln und Rotterdam. Ihre Arbeit beschäftigt sich mit der Sprach- und Bildwelt heutiger Arbeits- und Unternehmensstrukturen. Vor ihrem Kunststudium an der KHM Kunsthochschule für Medien in Köln und der Rijksakademie in Amsterdam absolvierte sie ein Studium der Physik und Materialwissenschaften und arbeitete als Ingenieurin für Halbleiterhersteller. Berger ist Preisträgerin des NRW Stipendiums für Medienkünstlerinnen (2015).

Emmanuel Mir, geboren 1972 in Toulon, Frankreich, studierte an der Kunstakademie Düsseldorf, Kunstgeschichte an der Universität Düsseldorf und promovierte über die Funktion von Kunst in privatwirtschaftlichen Unternehmen. Seit 2017 ist er Projektleiter des LaB K Landesbüro für Bildende Kunst NRW.



Das Büro medienwerk.nrw wurde vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen gefördert. Träger des Büro ist der Hartware MedienKunstVerein, Dortmund.

Kurzfilmprogramm „Working Life“

The Working Life – Still

Kurzfilmprogramm „Working Life“

KINO IM DORTMUNDER U, EBENE 0
SA, 24.03.2018, 20:00 UHR

Büro medienwerk.nrwScreening

Superflex, The Working Life, 9:50 min, 2013
Céline Berger, Ballade, 23:00 min, 2017 (Premiere)
Romana Schmalisch & Robert Schlicht, Recitando, 33:00 min, 2010

Ein professioneller Hypnotiseur führt uns das Labyrinth unseres Arbeitslebens vor. Drei Wanderer bewegen sich in langen Coaching-Gesprächen durch eine karge Landschaft. Ehemalige Arbeiter der Moskoviter Papierfabrik „Oktober“ reflektieren über die verlorene Arbeit und ihre heutige Situation. Drei sehr unterschiedliche Situationen, drei künstlerische Kurzfilme.

Entlang dieser Stationen luden das Büro medienwerk.nrw und die Künstlerin Céline Berger auf eine vielschichtige und ungewöhnliche Reise in unser Berufsleben ein. Die Veranstaltung präsentierte dabei mit „Ballade“ einen Film, der im Rahmen des Stipendium des Landes NRW für Medienkünstlerinnen (betreut vom Büro medienwerk.nrw) entstanden ist.



FILM 1: The Working Life, SUPERFLEX

Superflex, The Working Life, HD, 9:50 min, 2013, Englisch

The Working Life ist ein 9:50 Minuten langer Film, der sich dem Berufsleben aus einer therapeutischen Perspektive widmet. Wie soll man sich als „gute*r Bürger*in“ verhalten, wenn die zentrale Forderung einer Wirtschaft in der Krise die individuelle Bereitschaft zu arbeiten zu sein scheint und gleichzeitig in der strukturellen Notwendigkeit eines gewissen Prozentsatzes an Arbeitslosigkeit besteht, um die Löhne niedrig zu halten? Ein Hypnotiseur führt uns durch das Labyrinth des Arbeitslebens – auf der Suche nach Linderung oder vielleicht sogar nach einem Ausweg, falls es einen gibt.

SUPERFLEX wurde 1993 von Jakob Fenger,  Bjørnstjerne Christiansen und Rasmus Nielsen gegründet. Mithilfe einer vielseitigen und komplexen Herangehensweise hinterfragen SUPERFLEX die Rolle des Künstlers in der heutigen Gesellschaft und erforschen die Natur von Globalisierung- und Machtstrukturen. Ihre Kunstwerke voller Witz und subversivem Humor widmen sich ernsten sozialen und kulturellen Anliegen. SUPERFLEX beschreiben ihre Arbeiten als Werkezuge, um damit auf zahlreiche mögliche Anwendungsbereiche für ihre Kunst hinzuweisen.


FILM 2: Ballade, Céline Berger
Céline Berger, Ballade, 2K, 23 min, 2017, sync. Englisch

Basierend auf realen Coachingsgesprächen untersucht Ballade die Rhetorik und die narrativen Strategien des Business-Coachings.

Eine karge Landschaft. Der Wind bläst. Drei Menschen, versunken in aufeinander folgende Coachingsgespräche, beschreiben spezifische Ereignisse aus ihrem beruflichen Leben als Projektleiterin, Personalchef, Geschäftsführer. Banale Worte des Bedauerns, Befürchtungen, Träume einer leichteren Zukunft hallen in der minimalen Landschaft eigentümlich nach.

Céline Berger entwickelt seit 2009 künstlerische Arbeiten, die unser berufliches Leben, seine Sprache, seine Routinen und Rituale untersuchen. Nach einem Studium der Physik und Materialwissenschaften arbeitete sie bis 2008 als Projektingenieurin in verschiedenen Großunternehmen. Bergers Tätigkeit ist ein Versuch, den Dialog, der mit ihren damaligen Arbeitskolleg*innen entstand, künstlerisch fortzusetzen – auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, unser täglichen Berufsleben zu hinterfragen, jenseits von Vereinfachungen, Ironie oder Fatalismus.


FILM 3: Recitando, Romana Schmalisch & Robert Schlicht
Romana Schmalisch & Robert Schlicht, Recitando, HD, 33 min, 2010, Russisch mit engl. UT

Recitando dokumentiert die Begegnung zwischen Arbeiter*innen einer Moskauer Fabrik und zwei Filmemacher*innen aus dem Ausland. Der filmische Produktionsprozess wird dabei erst durch den Stillstand der Maschinen ermöglicht. Denn was zunächst wie Arbeit aussieht, entpuppt sich bald als Theater, als Simulation. Die 1924 erbaute Fabrik „Oktober“ (ehemals „Roter Oktober“) war eine der größten Papierfabriken Moskaus. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden Teile des Komplexes in einen Kunstraum umgewandelt.

Romana Schmalisch (*Berlin) und Robert Schlicht (*Berlin) arbeiten seit 2004 gemeinsam an Projekten, die sich an der Schnittstelle von Film und Theorie bewegen. Ihr Hauptaugenmerk lag in den letzten Jahren auf dem Thema Arbeit, so etwa in der Performancereihe The Choreography of Labour (2013–15), dem Theaterstück All the best from Labour Power Plant (2017), dem Kurzfilm Top/Down (2017) sowie dem Langfilm Labour Power Plant (in Postproduktion).



Anschließend Künstler*innengespräch mit Romana Schmalisch, Robert Schlicht und Céline Berger.

Organisiert vom Büro medienwerk.nrw & Kino im U e.V.

Das Büro medienwerk.nrw und die Veranstaltung wurden gefördert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW.  Träger des Büros: Hartware MedienKunstVerein, Dortmund

Afro-Tech – Filme über Technolgie und Science Fiction

Ausstellungsansicht „Afro-Tech

Afro-Tech – Filme über Technolgie und Science Fiction

DORTMUNDER U
FR, 23.07.2017, 20:00 UHR

Büro medienwerk.nrwScreening

Eine Veranstaltung des Büro medienwerk.nrw, Africa Positive e.V., Hartware MedienKunstVerein, Interkultur Ruhr und Regionalverband Ruhr (RVR)

Ein Raumfahrtprogramm in Sambia, Spekulationen über die Zukunft Sansibars, ein kleiner Junge träumt im Burkina Faso der 1980er Jahre von Superhelden, und eine Reise zur utopischen Insel Drexciya.

Am 23. Juni 2017 war das Medienkunstprojekt Afro-Tech Fest beim Afro-Ruhr Festival 2017 zu Gast (Veranstalter: Africa Positive e.V.) und lud dazu ein, an einem Kinoabend mit vier Kurzfilmen einen ersten Einblick in die Themen zu bekommen, die Ende Oktober im Rahmen einer internationalen Ausstellung und Festivalwoche in Dortmund vertieft und diskutiert wurden (Eröffnung Afro-Tech Fest: 20.10.2017). 

Im Zentrum des Filmprogramms im Juni standen Erzählungen über die Zukunft aus vielfältigen afrikanischen Perspektiven. Ihnen gemeinsam ist ein eigenständiger Blick auf Technologie und auf diverse Mythen der Populärkultur, der herrschende Deutungshoheiten herausfordert. Der Film wird als Medium begriffen, in dem eigene Utopien und Dystopien entworfen werden können. 

Die Filmemacher*innen, deren Arbeiten gezeigt wurden, setzen so unterschiedliche wie kreative Gestaltungsmöglichkeiten ein, um diese Imaginationsräume zu schaffen: Die Regisseurin Frances Bodomo z.B. fügt in ihrem Film kurzerhand einen dritten Akteur in die bekannte Geschichte des Wettlaufs zum Mond in den 1960er Jahren hinzu – eine Dorfgemeinschaft in Sambia, die eine eigene Rakete baut. Simon Rittmeier hingegen erzählt von einer Zukunft, in der sich die gegenwärtige „Flüchtlingskrise“ in ihr Gegenteil verkehrt hat: In seinem Film sind es Menschen aus Europa, die sich auf die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer begeben, um in den Ländern Afrikas Zuflucht zu suchen – und manchmal auf einer sagenumwobenen Insel landen, deren Bewohner*innen über unbekannte, fortschrittliche Technologien verfügen.

Alternative Geschichtsschreibung trifft auf Spekulation. Science-Fiction-Erzählungen aus dem „globalen Norden“ treffen auf viel ältere Mythen und Legenden in verschiedenen Regionen Afrikas, stets ausgehend von den sehr realen sozialen und politischen Situationen der Gegenwart.

Der von Alex Moussa Sawadogo (Afrikamera/Berlin) kuratierte Abend ermöglicht einen Einblick in aktuelles Filmschaffen in verschiedenen Ländern Afrikas und will neugierig machen auf die zahlreichen Veranstaltungen und die Ausstellung im Rahmen des Afro-Tech Fests, die später im Jahr von den Kooperationspartnern Hartware MedienKunstVerein (HMKV), Interkultur Ruhr, Africa Positive e.V. und medienwerk.nrw in Dortmund präsentiert wurden. 

*1*
Afronauts, Ghana/USA  2014, 14 Min. engl. OF / Regie: Frances Bodomo

Afronauts erzählt eine alternative Geschichte des Wettlaufs zum Mond, basierend auf wahren Begebenheiten. Es ist die Nacht des 16. Juli 1969, die USA bereiten den Abschuss der Apollo 11 vor. Zeitgleich baut im mittlerweile unabhängigen Sambia eine erfinderische Gruppe von Dorfbewohner*innen eine Rakete, um ebenfalls in den „Wettlauf ins All“ einzutreten. Als der Starttermin näher rückt, muss ihre Astronautin – die 17-jährige Matha Mwambwa – entscheiden, ob sie ihr Leben geben will, um die Mythen ihrer Familie aufrechtzuerhalten …

Die ghanaische Filmemacherin Frances Bodomo studierte Film an der Columbia University und an der Tisch School of the Arts der NYU. Ihr erster Kurzfilm „Boneshaker“  (mit Oscar-nominee Quvenzhané Wallis) lief bei mehr als 20 Festivals. „Afronauts“ feierte seine Weltpremiere beim Sundance Festival 2014.  

*2*
Twaaga, Burkina Faso/Frankreich 2013, 31 Min. / Original mit englischen UT / Regie: Cédric Ido

Burkina Faso ist 1985 ein Land im Umbruch. Manu, der eine Leidenschaft für Comics hegt, und sein großer Bruder Albert wachsen in einer Zeit auf, in der Unmögliches machbar scheint. Als Albert eines Tages beschließt, ein magisches Ritual zu durchlaufen, das ihn unsichtbar machen soll, realisiert Manu, dass es echte Kräfte gibt, die es mit denen seiner Superhelden aufnehmen können.

Der Burkinabè Cédric Ido arbeitet als Drehbuchautor, Regisseur, Schauspieler, Musiker und Zeichner. 2008 war er als Darsteller in Spike Lees Film „Miracle at St. Anna“ zu sehen. Als Regisseur zeichnet er u.a. für die Fernsehdokumentation „Un ‘Stains‘ de musique“ (2009) und den Kurzfilm „Hasaki Ya Suda“ (2011) verantwortlich.


*3*
Jonah, Tansania/Großbritannien 2013, 17 Min. / englische OF / Regie: Kibwe Tavares

Mbwana und sein bester Freund Juma sind zwei junge Männer aus Sansibar mit großen Träumen. Diese scheinen sich zu erfüllen, als sie einen riesigen Fisch beim Sprung aus dem Wasser fotografieren und ihre kleine Stadt zum touristischen Hotspot wird. Doch die sensationelle Entdeckung stellt nicht nur die Beziehung der beiden Freunde auf die Probe, sie verändert auch ihre ehemals verschlafene Heimatstadt.

Der britische Sundance-Gewinner Kibwe Tavares realisierte seinen preisgekrönten Film „Robots of Brixton“, während er sein Architektur-Studium absolvierte. Zusammen mit Jonathan Gales und Paul Nicholls gründete er die Produktionsfirma Factory Fifteen, mit der er auch die Spezialeffekte für „Jonah“ kreierte. Er verbindet sein Wissen im Bereich der Architektur mit Storytelling und Animation zur Kreation futuristisch animierter 3D live-action Filme. 


*4*
Drexciya, Deutschland/Burkina Faso 2012, 27 Min. / englische OF / Regie: Simon Rittmeier

Simon Rittmeiers Kurzfilm ist inspiriert vom afrofuturistischen Mythos des Ortes „Drexciya“ – einem „schwarzen Atlantis“. Europa ist längst untergegangen. Ein junger Schlepper versucht, europäische Flüchtlinge – in der Hoffnung auf ein besseres Leben in Afrika – in Booten über das Mittelmeer zu bringen. Eines Tages sinkt sein Boot, und er strandet als einziger Überlebender an der afrikanischen Küste. Allein macht er sich auf den Weg in die nächste Großstadt – Drexciya.

Der Filmemacher Simon Rittmeier studierte Bildende Kunst und Film an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und an der Kunsthochschule für Medien Köln. Oft nutzt er Archivbilder, um die Macht und den politischen Einfluss des Bewegbilds zu erforschen. Seine Filme, zugleich experimentell und essayistisch, befragen soziale Konventionen und klassische Erzählungen über Geschichte.


Die Filme sind englisch untertitelt oder in englischer Sprache. Einführung durch Alex Moussa Sawadogo in deutscher Sprache. Handouts mit deutschsprachigen Kurzbeschreibungen der Filme werden am Abend zur Verfügung gestellt.


Das gesamte Filmprogramm des Afro-Ruhr Festivals fand am 22. und 23.6.2017 im Kino im U (Dortmund) statt. Konzerte, Parties, Vorträge und Gespräche des Afro-Ruhr Festivals waren vom 30.6–2.7.2017 im Dietrich-Keuning-Haus (Dortmund) zu erleben (http://afroruhr.africa-positive.de).


Filmprogramm Afro-Tech kuratiert von: Alex Moussa Sawadogo

Veranstalter Filmprogramm: Büro medienwerk.nrw (Träger des Büros: Hartware MedienKunstVerein)
Partner Filmprogramm: Afrikamera – Aktuelles Kino aus Afrika, Kino im U, Africa Positive e.V.

Kooperationspartner Afro-Tech Fest: Hartware MedienKunstVerein, Interkultur Ruhr, ein Projekt des Regionalverbandes Ruhr (RVR), Africa Positive e.V., Büro medienwerk.nrw


Die Ausstellung wurde gefördert:

im Fonds TURN der Kulturstiftung des Bundes
vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW

Die Projektwoche wurde gefördert:

durch die Bundeszentrale für politische Bildung
vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW
vom Kulturbüro Stadt Dortmund

Hauptförderer HMKV:

Dortmunder U